*** 25 km/h ***

25kmh kritik
 
Autor: Tom von der Isar
Ein Film wie das Leben: Mit viel Gefühl und unkontrollierten Weisheiten Markus Goller präsentiert uns einen Roadmovie, der uns in die gleichzeitig in die tiefe menschlicher Gefühle eintauchen lässt. Kann das gut gehen?
 
Eine Jugendfreundschaft auf ewig?
 
Der Jugendtraum ist lange vergessen. Doch nach gar nicht so viel Alkohol und ersten Nettigkeiten, begeben sich zwei Brüder mit Mofas auf eine Reise quer durch Deutschland. In 25 km/h erleben wir eine Freundschaft, die uns manchmal an Menschen und vor allem Familiengeflechten zweifeln lässt. Und obwohl der Film viele dieser Tatsachen aufdeckt, macht das ganz schön viel Spaß.
 
Schon die erste Szene an einem Bahnübergang an dem der Zug einfach nicht kommen will, lässt uns sehr schnell mit dem Hauptcharakter harmonisieren. Aber noch will man sich nicht ganz auf seine Seite schlagen. Die kleinen Schranken sind dafür irgendwie sehr sinnbildlich passend. Genau so könnte auch die Rollenbeschreibung für Christian lauten.
 
 
Achterbahnfahrt der Gefühle
 
Die zwei Brüder Christian und Georg, gespielt von Lars Eidinger und Bjarne Mädel, zoffen sich und erinnern sich dann wieder an die wahre Liebe untereinander. Soweit wäre das noch ganz ZDF Mittwoch-Abendfilm-tauglich. Schaut man aber genauer hin, erkennt man dabei die feine und sensible Arbeit von Regisseur Markus Goller und sicher auch dem Kameramann Frank Griebe, der diese ganze verrückte Roadmovie Story einfangen durfte.
 
Und einfangen war wohl tatsächlich eines der größten Kunststücke. Eine tiefgründige, rasante Bruderliebe zu zeigen, die manchmal aus dem Trott kommt, um dann gleich wieder an Fahrt zu gewinnen. Sogar als Mann kullerten mir am Ende dabei die Tränen über die Wangen.
 
Bjarne Mädel kennen wir ja schon aus „Tatortreiniger“ oder „Stromberg“ als Sonderling mit liebenswerten Zügen. Mit dieser Rolle verbindet ihn mehr von sich selbst als jemals zuvor. Denn er schafft das, was Schauspieler immer suchen, die Wahrhaftigkeit in allen Szenen und Regungen, glaubhaft darzustellen.
 
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Lars und Bjarne – ein Dream-Team?
 
Lars Eidinger hat schon die eine oder andere fiese Rolle gespielt. Als Standartenführer Oskar Huth in der BBC Serie SS-GB überraschte er mich mit seiner Spiellust, oder als kampflustiger Bertolt Brecht, in dem er erst kürzlich bei dem zum Filmfest München vorgestellten Kinofilm „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“, polarisiert hat.
 
Er hat einfach eine spezielle Art, einen Blick der Frau und Mann irgendwie sprach- und atemlos macht, wenn auch nur für einen ganz kurzen Moment. Und vielleicht ist es auch genau diese ganz eigene Art, die Beide in 25 km/h so herrlich vertraut und dann gleichzeitig wieder zu Rivalen macht.
 
Markus der Rasante!
 
Markus Goller will uns mit “25 km/h” („Ratet mal das Genre“, „Simpel“) in gewisser Weise das aufzeigen, was unsere Gesellschaft derzeit widerspiegelt. Und auch sein eigenes Leben. Denn Schnelligkeit war auch bei ihm ein Thema.
 
Mit seiner zweiten Regiearbeit “Friendship!” hat er damals gleich den erfolgreichsten deutschen Kinofilm 2010 abgeliefert und auch bei Film vier "Frau Ella" aus dem Jahr 2013 gewinnt er Preise und entdeckt dadurch gleichzeitig seine Liebe zu Roadmovies. Und mit "25 km/h" zeigt er einmal mehr, dass stillhalten nicht sein Thema ist.
 
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Fazit
 
Auch wenn es nur um einen Zweitakter geht, diese Geschichte geht schubweise ganz schön ab. Irgendwie liebt es Markus Goller einfach auf Reisen zu gehen. Dennoch ist ihm ein Film gelungen, der nicht nur für hartgesottene Biker geeignet ist.
 
 
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