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*** Das Etruskische Lächeln ***

 
del kritik
 
Autor: Walter Hummer
         
Das etruskische Lächeln, das ist etwas, das man auf zwei Terrakotta-Statuen sieht. Die Figuren sind im Inbegriff zu sterben und dennoch lächeln sie verzückt. Vielleicht, weil sie ein reiches Leben hatten, vielleicht, weil sie den Tod nicht fürchten, vielleicht, weil mit einem Lächeln alles ein wenig leichter ist. Das gilt auch für die Hauptfigur der neuen Arthur-Cohn-Produktion, die man als eigen beschreiben könnte. Oder auch rau, auf jeden Fall als einen Mann, der seine eigene Lebensart schätzt.
 
Von Schottland nach San Francisco
 
Der 74-jährige Rory (Brian Cox) lebt allein und zurückgezogen in Valasay auf der schottischen Insel Lewis. Er genießt das morgendliche Bad im Meer, das Bier und den Whisky im Pub am Abend und die Fehde mit Campbell, dem er den Tod wünscht, was auf Gegenseitigkeit beruht. Allzulange muss Rory aber nicht mehr warten. Er ist krank und ihm ist bewusst, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Darum bricht er auf eine letzte Reise nach San Francisco auf, um dort seinen ihm entfremdeten Sohn Ian, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat, zu besuchen. Er platzt inmitten des Lebens seines Sohns, der nun eine eigene Familie hat, aber mit den Umständen seiner Karriere nicht besonders zufrieden ist.
 
Rory wiederum pfeift auf Takt – im Umgang mit seinem Sohn, mit den Ärzten, aber auch mit dem Vater seiner Schwiegertochter. Und er lernt eine Frau kennen, die ihn noch einmal daran erinnert, wie es war, jung zu sein. Rory ist auf dem Weg raus, aber es gibt noch so viel zu entdecken und so viel zu sein.
 
 
Ein einfacher Mann
 
Der Film basiert auf dem Roman von Jose Luis Sampredo und erzählt eigentlich eine sehr klassische Geschichte. Die von einer Familie, die versucht, den ewiglichen Prozess der Entfremdung zu überwinden, mit allen Höhen und Tiefen und den Problemen, die sich daraus ergeben. Zugleich hat man eine Art „culture clash“, denn der Kilt tragende Rory ist ein einfacher Mann mit einfachen Ansichten darüber, was einen Mann ausmacht, und er hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Weder bei seinem Arzt, noch bei Professoren, die sich für sein Gälisch interessieren, noch bei seiner Familie. Das könnte ein Griesgram sein, aber nichts weiter wäre von der Wahrheit entfernt. Vielmehr spielt Brian Cox einen Mann, der sehr genau weiß, was er vom Leben will – und es auch bekommen hat. Der auch im Alter noch lernen muss und es auch tut, wenn er begreift, dass er es den Menschen in seiner Umgebung leichter hätte machen können.
 
Das ist amüsant gestaltet, da der Kontrast des raubeinigen Schotten mit der etwas falschen amerikanischen Art für allerhand amüsante Szenen sorgt. Es gibt aber eben auch die anderen Momente, die ruhigen, die tiefergehenden, die sich sowohl mit dem Protagonisten, als auch seiner Umgebung befassen. Es liegt bei allem auch immer ein Hauch von Schmerz in der Luft, weil das Ende naht, Rory es aber wie ein Mann nimmt. Bittersüß sind die Szenen mit Rosanna Arquette, mit der Rory noch ein paar schöne Tage verbringt.
 
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Eine emotionale Reise
 
Die ersten und die letzten Minuten in Schottland warten mit atemberaubenden Bildern auf – und machen klar, wieso Rory dieses Stück Land so sehr liebt. Im Film spielt das auf der Isle of Lewis, gedreht wurde aber nahe dem Loch Eriboll im Norden Schottlands. Auch hier spiegelt sich der Kontrast wieder, von einem wildromantischen, ländlichen Idyll hin zur amerikanischen Großstadt San Francisco.
 
„Das etruskische Lächlen“ ist schön, tragisch, amüsant, auch mal witzig, und immer emotional. Er lebt aber auch von der unbedingten Liebe der Hauptfigur zu ihrer Heimat, die alles Denken und Handeln bestimmt – bis hin zu einer seit Jahrhunderten vorherrschenden Fehde, bei der zwei alte Männer darauf warten, dass der andere endlich den Löffel abgibt, um auf dessen Grab pissen zu können.
 
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Fazit
 
Der bis in die Nebenrollen exzellent besetzte Film – es wirken u.a. auch Thora Birch, Peter Coyote und Treat Williams mit – ist großes Gefühlskino, ohne wirklich groß erscheinen zu wollen. Weil eine eigentlich sehr kleine Geschichte erzählt wird, die man auf das Wiederkennenlernen von Vater und Sohn herunterbrechen kann. Aber zugleich bietet „Das etruskische Lächeln“ so viel mehr, weil er ein paar einfache, aber schöne Weisheiten über das Leben, aber auch über das Sterben bereithält.
 
 
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