*** Death Wish ***

 
dwish kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
        
Ein Film, der Donald Trump gefallen dürfte: In seinem Remake des umstrittenen 70er-Jahre-Reißers „Ein Mann sieht rot“ von Michael Winner schickt Horrorspezialist Eli Roth („The Green Inferno“) den früheren Hollywood-Superstar Bruce Willis auf eine fragwürdige Vergeltungstour. „Death Wish“ ist ein größtenteils enttäuschender Actionthriller, dessen fadenscheiniger Umgang mit dem Thema „Selbstjustiz“ gerade in diesen aufgewühlten Zeiten äußerst bedenklich erscheint.
 
Doktor mutiert zum Gangsterjäger
 
Roth und Drehbuchautor Joe Carnahan („The Grey – Unter Wölfen“) beginnen ihre Neuauflage des Charles-Bronson-Klassikers von 1974 mit einem kurzen Zusammenschnitt unterschiedlicher Notrufe und Nachrichtenmeldungen, die vor allem eines deutlich machen: Der Handlungsort Chicago ist ein von Gewaltexzessen gebeutelter Moloch, in dem man sich nicht zu sicher fühlen sollte. Diese Erfahrung macht auch der Chirurg Dr. Paul Kersey (Bruce Willis), der während seiner Schichten immer wieder mit den blutigen Auseinandersetzungen auf den Straßen der nordamerikanischen Metropole konfrontiert wird.
 
Die heile Familienwelt des Mediziners bricht jäh in sich zusammen, als seine Frau Lucy (Elisabeth Shue) und seine Tochter Jordan (Camilla Morrone) von Einbrechern überfallen und nach einem Handgemenge mit Schüssen niedergestreckt werden. Während die Gattin noch im Krankenhaus verstirbt, fällt die angehende College-Studentin mit schweren Verletzungen ins Koma. Kersey reagiert auf die grausamen Ereignisse zunächst erstaunlich gefasst, kann sich aber irgendwann nicht mehr gegen Rachegedanken wehren, da die ermittelnden Polizisten (Kimberly Elise und Dean Norris) keine Ergebnisse liefern. Eines Tages fällt dem zermürbten Arzt eine Waffe in die Hand. Und nur wenig später begibt er sich auf die Straßen Chicagos, um Kriminelle zu jagen und diejenigen zu finden, die seine Familie zerstört haben.
 
 
Einen gewissen Reiz bezieht „Death Wish“ anfangs aus dem Umstand, dass der Zuschauer den Actionrecken Willis in einer eher ungewohnten Rolle sieht. Kersey ist ein in sich ruhender, liberal denkender Mann, der sich im Krankenhaus auch für Verbrecher aufopfert, wenn sie mit Schusswunden eingeliefert werden. Als er bei einem Fußballspiel seiner Tochter einen pöbelnden Vater zurechtweist, geht er einer drohenden handgreiflichen Konfrontation bewusst aus dem Weg. Und selbst nach dem gravierenden Schicksalsschlag deutet erst einmal nichts darauf hin, dass er sich schon bald in einen kaltblütigen Killer verwandeln wird. Gebrochen und desillusioniert quält sich der Chirurg durch den Alltag und berichtet seiner Psychologin von seinen ziellosen Streifzügen mit der Bahn. Ein Verhalten, das so gar nicht zu dem knallharten Bild passt, das der abgehalfterte Hollywood-Haudegen auf der Leinwand gepflegt und gehegt hat.
 
Alibimäßige Einwürfe
 
Eine Zeitlang erweckt Roths Neuinterpretation durchaus den Eindruck, als wolle sie den drastischen Umschwung des Protagonisten kritisch beleuchten. Satirisch überhöht ist etwa eine Szene, in der Kersey von einer aufgekratzten jungen Frau in einem Waffenladen mit Angeboten regelrecht überschüttet wird. Die US-spezifische Faszination mit Pistolen und Gewehren aller Art kommt hier in ihrer ganzen Absurdität zum Vorschein und dürfte für belustigtes Kopfschütteln sorgen. Das zunehmend brutale, selbstgerechte Vorgehen des eigentlich friedliebenden Mediziners, der nach seinen ersten tödlichen Schlägen von den Medien als Sensenmann tituliert wird, stellt der Film durch eingeschobene Diskussionen in Radiosendungen in Frage. Interessante Ansätze, die „Death Wish“ allerdings rücksichtslos torpediert, je weiter die Handlung voranschreitet.
 
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Dass sich die Macher für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Waffenfetischismus und den destruktiven Tendenzen ihrer Hauptfigur nicht interessieren, zeigt sich spätestens dann, als Kersey, inszeniert wie ein cooler Actionheld, gegen afroamerikanische Drogendealer ins Feld zieht. Zeitlupenaufnahmen und fetzige Klänge untermalen den grimmigen Kreuzzug und rauben dem Geschehen jegliche Ambivalenz. Statt den Racheengel zu demontieren und seine Gewaltexzesse als sinnlos darzustellen, stilisiert das Drehbuch ihn mehr und mehr zu einem Glücksfall für den verkommenen Großstadtdschungel Chicago. Ein zweifelhaftes Vergnügen ist „Death Wish“ auch deshalb, weil Roth das Thriller-Szenario mit einigen unmotivierten Splatter- und Folter-Bildern garniert. Lustige Zufälle, die manche Wendungen auf denkbar billige Weise ermöglichen, und ein nur bedingt funktionierender Spannungsaufbau tragen ebenfalls dazu bei, dass am Ende große Ernüchterung zurückbleibt.
 
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Fazit
 
Lustlos heruntergekurbelter und grob zusammengezimmerter Selbstjustizreißer, der Bruce Willis sicherlich nicht zu einem neuen Karrierehoch verhelfen wird.
 
 
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