***Dieses bescheuerte Herz***

 
dbh kritik
 
Autor: Sascha Fersch
Dieses bescheuerte Herz ist der neue Film mit Elyas M’Barek und stützt sich auf eine herzergreifende Geschichte nach einer wahren Begebenheit.
 
Zwei ungleiche Typen werden ziemlich beste Freunde
 
Es ist mittlerweile ein starker Trend, erfolgreiche Bücher zu verfilmen. Noch besser, wenn der Stoff auf einer wahren Begebenheit beruht und dementsprechend direkt das Empathie-Zentrum der Menschen treffen soll. Dass diese Formel nach wie vor einwandfrei funktioniert, zeigt auch dieser Film über den seit der Geburt herzkranken David (Philip Noah Schwarz) und den orientierungslosen Playboy Lenny (Elyas M’Barek). Der wiederum ist gleichzeitig der Sohn des Herzchirurgen (Uwe Preuss), der David im Krankenhaus betreut. Nachdem Lenny seinen nagelneuen Sportwagen und Alkohol- und Drogeneinfluss in den hauseigenen Pool fährt und ein Studium nach dem anderen abbricht, beschließt der Vater seinen Sohn nun endlich zum Erwachsenen zu machen.
 
Er lässt alle Kreditkarten sperren und bereitet damit Lennys ausschweifendem Partyleben ein abruptes Ende. Als weitere Strafmaßnahme muss er dem 15-jährigen David einen Besuch abstatten, der mit seiner Mutter (Nadine Wrietz) in einem Sozialbau wohnt. Er soll dort herausfinden welche Träume der Junge noch hat und diese Wunschliste dann nach Möglichkeit erfüllen. Unvermittelt kommt er so mit einer ganz anderen Realität in Kontakt. Einem Leben mit der ständigen Angst vor dem Tod, mit allerlei Einschränkungen und medizinischen Notwendigkeiten. Eine Tasche mit Sauerstoff muss jederzeit griffbereit liegen, Treppensteigen wird zur absoluten Grenzerfahrung, Lenny scheint zunächst vollkommen überfordert.
 
 
Die anfängliche Skepsis beider wandelt sich jedoch bald in ein gegenseitiges Interesse und es entwickelt sich so eine Art Bruder-Beziehung. David findet Gefallen an seinem neuen besten Freund und dessen coolem Live-Style und Lenny übernimmt zunehmend Verantwortung für den Jungen. Von profanen Dingen wie dem Einkauf cooler Kleidung, über eine Fahrt im Sportwagen bis zu den ersten Erfahrungen mit Sexualität wird die Liste schließlich abgearbeitet. Doch sobald es emotional etwas schwieriger wird, macht Lenny plötzlich einen Rückzieher. Bleibt es ein weiterer gescheiterter Versuch in Lennys Leben, etwas zu Ende zu bringen?
 
Bewährte Geschichten, bewährte Gesichter
 
Die Geschichte erinnert nicht nur zufällig an den französischen Welterfolg Ziemlich Beste Freunde, sowohl die Dramaturgie als auch die Tonalität des Films ähneln sich frappierend. Das geht soweit, dass einzelne Schnittsequenzen fast eins zu eins kopiert werden und nur die im Vergleich zum Vorbild umgedrehte finanzielle Situation sorgt dafür, dass hier keine Plagiatsvorwürfe im Raum stehen werden. Es ist grundsätzlich nicht verwerflich ein bewährtes Konzept neu aufzuwärmen, es verwundert aber doch, dass Elyas M’Barek nach dem Ende seiner Fack ju Göthe Reihe gerade mit diesem Stoff auf die Leinwand zurückkehrt.
 
Er wollte anstatt neuer Wege wohl eher auf Nummer sicher gehen, und spielt daher erneut einen egoistischen und leicht gelangweilten Lebemann mit harter Schale und weichem Kern. Er stellt seine Coolness und seinen Körper in jeder Szene gekonnt zur Schau, ohne sich spielerisch zu verausgaben und vielleicht geht diese Rechnung ja sogar auf, denn man fühlt sich über weite Strecken gut unterhalten. Dieses limitierte Spiel hat außerdem in Deutschland bereits Tradition und er reiht sich damit nahtlos ein in die Kino-Verwertungs-Maschine um andere deutsche Stars wie Till Schweiger und Matthias Schweighöfer.
 
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Obwohl auch sein junger Mitspieler Philip Noah Schwarz vieles richtig macht, und in den emotionalen Momenten für sein Alter erstaunlich überzeugend agiert, bleibt der Film in seiner Gesamterscheinung etwas verhalten. Ihm fehlt die sprachliche Sprengkraft und wuchtige Bildsprache von Fack Ju Göhtee, bietet aber auf der anderen Seite nicht wirklich mehr intime Einblicke in seine Figuren oder gar emotionale Tiefe. Es bleibt abzuwarten ob die Leute sich damit trotzdem ins Kino locken lassen und dieser wortwörtlich recht herzlichen Geschichte ihre Aufmerksamkeit schenken.
 
(K)eine echte Herzensangelegenheit
 
Es ist natürlich gut, schwere Krankheiten nicht zu ernst zu nehmen und niemand verbietet es, über tragische Stoffe einen lustigen Film zu machen. Insofern muss man dem Film in dieser Hinsicht ein Lob aussprechen, dass er das Thema ohne große Berührungsängste angeht und auch keine Stereotype scheut, um eine spannende Dramaturgie zu gewährleisten. Ob man allerdings nicht lieber das Produktionsbudget an eine Organisation wie Sternstunden gegeben hätte, um tatsächlich kranken Kindern zu einer guten Zeit zu verhelfen, wäre zumindest eine Überlegung wert gewesen.
 
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Fazit
 
Ein Film ohne große Ecken und Kanten, mit viel Elyas M’Barek und einer guten Mischung aus Komödie und Tragödie. In der vorweihnachtlichen Zeit ideal für einen gefühligen Abend im Kino.
 
 
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