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***Erschütternde Wahrheit***

ew kritik
 
Autor: Joseph Zedelmaier
 
Ein grandioser Will Smith in der Rolle von Pathologe Dr. Omalu. David gegen Goliath – Kampf eines kleinen Mannes, der es für richtig hält, die Wahrheit zu sagen, gegen die mächtige NFL, die National Football League.
 
"Erschütternde Wahrheit" erzählt die wahre Geschichte eines Nigerianers, der in den Jahren 2002-2009 die Krankheit „chronisch traumatische Enzephalopathie“ (kurz CTE) – sie entsteht durch Erschütterungen des Gehirns beim Football Spielen – entdeckte und damit an die Öffentlichkeit ging. Der Film beginnt mit Aufnahmen eines Football-Trainings, bei dem es spürbar hart hergeht. Bereits hier wird dem Zuschauer die Brutalität des Sportes vermittelt, der nicht ohne Grund Schutzkleidung und Helm diktiert.
 
Der amerikanische Traum
 
Der größte Traum des leicht introvertierten, sympathischen Dr. Bennet Omalu ist es, Amerikaner zu werden. Er selbst ist in Nigeria geboren, hat dort Medizin studiert, und ist mittlerweile ein geachteter Pathologe in Pittsburgh, USA. Die meisten seiner Kollegen haben nicht viel für ihn übrig, auch aufgrund seiner skurrilen Angewohnheit, mit den zu obduzierenden Leichen zu sprechen. Lediglich sein Chef (gespielt von Albert Brooks) versteht Omalu und fungiert für den Gerichtsmediziner als eine Art Vaterfigur.
 
 
Als Ex-Footballstar Mark Webster alias Iron Mike in die Pathologie kommt, ist die Aufregung groß. Dr. Omalu ist nämlich davon überzeugt, dass der suizidale Herzinfarkt zwar die Todesursache des Superstars ist, nicht jedoch der tatsächliche Grund.
 
Allerdings ergeben weder CT-Scans noch die Obduktion des ehemaligen Spielers Aufschlüsse auf irgendwelche Krankheiten. So finanziert der Protagonist aus eigener Tasche eine aufwändige neurologische Untersuchung von Websters Gehirn und entdeckt, in Verbindung mit dem Wissen um Websters Sport, Böses.
 
Ein Film gemacht für Amerikaner
 
Durch die Dualität von Berufsleben in der Pathologie und Privatleben des Doktors (Peter Landesman erzählt nämlich auch eine Nebenstory mit Prema, einer Einwanderin aus Kenia, die sich schon bald in Omalu verliebt) entsteht, wie leider zu oft im modernen Kino, ein typisch amerikanischer Film. Doch ist das gar nicht unbedingt schlecht, denn genau dieses Amerikanische ist ja auch Teil der Story.
 
Die Regie und das Drehbuch wurden mit Peter Landesman von einem nicht besonders bekannten Regisseur übernommen, der aber einen guten Job macht. Auch das passt zum Gesamtkonzept. Denn vielleicht ist das Landesmans Eintrittskarte in das große Geschäft. Produziert wurde Erschütternde Wahrheit übrigens unter anderem von Science-Fiction-Legende Ridley Scott.
 
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Concussion, so der englische Titel, ist es sicherlich wert, im Originalton gesehen zu werden, denn Will Smith spricht in der englischen Fassung mit einem nigerianischen Akzent und dieser ist auch sinnvoll, denn Omalus Herkunft ist essentiell für die Geschichte. Außerdem macht Smith, von Geburt Amerikaner, das so gut, dass es absolut natürlich erscheint.
 
Er spielt zwar keine wirklich witzige Rolle, trotzdem darf der Kinozuschauer hin und wieder lachen, was mitunter auch an dem naiv und sympathisch klingenden Akzent liegt. Der deutsche Synchronsprecher spricht lediglich Hochdeutsch. Auch der Rest des Casts ist gut gewählt. Alec Baldwin (Departed - Unter Feinden) spielt den zwischen Moral und der Liebe zum Sport hin und her gerissenen Dr. Julian Bailes, David Morse (The Greenmile) verkörpert Mark Webster und auch Gugu Mbatha-Raw passt als Prema perfekt in die Story.

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Besonders sehenswert macht den Film nicht nur der Aspekt der „Wahren Geschichte“, sondern auch deren Aktualität. Entdeckt wurde CTE 2002 und erst 2009 wurde Omalus These von der NFL offiziell anerkannt. Das Thema ist also relevant und auch heute sicherlich noch ein Sandkorn im Auge der NFL.
 
Fazit
 
Erschütternde Wahrheit dauert etwa 120 Minuten, beginnt zwar etwas langsam, doch wird niemals wirklich langweilig. Es ist die richtige Länge für einen Film dieser Art.
 
Ob er allerdings in Deutschland den großen Erfolg verbuchen wird – unwahrscheinlich. Football ist einfach kein Thema, mit dem sich viele Deutsche identifizieren. Dabei geht es gar nicht wirklich um Football. Der Film bereitet selbst dann Freude, wenn man nicht einmal die Grundregeln des amerikanischen Nationalsports versteht. Denn auch Hauptcharakter Dr. Bennet Omalu hat davon nicht die leiseste Ahnung.