*** Escape Room ***

eroom kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
      
Wo, bitteschön, geht’s hier nach draußen? Filmemacher Adam Robitel („Insidious: The Last Key“) schickt in seinem mit Horrorelementen garnierten Thriller „Escape Room“ sechs Fremde in einen verriegelten Gebäudekomplex, in dem es allerhand Rätsel zu lösen gibt – und der Tod hinter jeder Ecke lauert.
 
Aus Spaß wird mörderischer Ernst
 
Auch in vielen deutschen Großstädten locken seit einigen Jahren sogenannte Escape-Room-Events, bei denen sich zahlungswillige Knobelfreunde in ein abgeschlossenes Zimmer einsperren lassen und anschließend versuchen, durch das Lösen kniffliger Aufgaben ihre „Gefangenschaft“ zu beenden. Geboten werden Spaß und Nervenkitzel in einem sicheren Rahmen. Traurige Schlagzeilen schrieb die sehr beliebte Freizeitbeschäftigung allerdings Anfang 2019, als in Polen fünf Jugendliche bei einem Brand in einer solchen Einrichtung ums Leben kamen. Die Katastrophe ereignete sich ausgerechnet am US-Kinostarttag des Thrillers „Escape Room“, dem die Idee des Live-Action-Rätsel-Abenteuers als Ausgangspunkt für einen schweißtreibenden Überlebenskampf diente.
 
Sechs vorab nicht miteinander bekannte Menschen treffen in Adam Robitels drittem Spielfilm in einem leerstehenden Bürogebäude erstmals aufeinander, um nach dem Erhalt einer Einladung an einem geheimnisvollen Knobelspiel teilzunehmen. Physikstudentin Zoey (Taylor Russell), Ex-Soldatin Amanda (Deborah Ann Woll), Escape-Room-Spezialist Danny (Nik Dodani), Supermarktmitarbeiter Ben (Logan Miller), Börsenmakler Jason (Jay Ellis) und LKW-Fahrer Mike (Tyler Labine) staunen nicht schlecht, als die mit 10.000 Dollar dotierte Challenge ganz unvermittelt startet. Schon bald wird den Wettkämpfern klar, dass sie in einer tödlichen Falle sitzen, aus der es kein Entkommen zu geben scheint.
 
 
Flache Figuren, abwechslungsreiche Rätselzimmer
 
Die Ausgangslage – mehrere Personen auf engem Raum eingesperrt – ist im Spannungskino ein alter Hut, kann aber, gut umgesetzt, zum bedingungslosen Mitfiebern verleiten. Sehr oft treten in Filmen dieser Art jedoch am Reißbrett entworfene Protagonisten auf, die einem schnell gehörig auf die Nerven gehen. Auch „Escape Room“ bringt eine Truppe stereotyper Figuren in Stellung, deren Hintergrundgeschichten keinen emotionalen Mehrwert bieten, sondern lediglich erzählerisch-funktionalen Charakter haben.
 
Immerhin begreifen Zoey und ihre Mitstreiter irgendwann, dass alle Anwesenden eine Erfahrung eint und ihre Teilnahme am Rätselspiel kein Zufall ist. Die Extremsituation nutzt das von Maria Melnik („American Gods“) und Bragi F. Schut („Der letzte Tempelritter“) verfasste Drehbuch für einige oberflächliche Äußerungen zum Thema Überlebensinstinkt und wirft im etwas unbedarft abgespulten, allzu gierig auf eine Fortsetzung schielenden letzten Akt zudem noch einige platte gesellschaftskritische Gedanken ein.
 
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Einen besonders cleveren oder originellen Thriller darf man sicher nicht erwarten, wohl aber einen effektiv inszenierten, manchmal erstaunlich unterhaltsamen Reißer, der aus seiner Escape-Room-Prämisse ohne Frage mehr herausholt als zwei gleich betitelte Möchtegern-Schocker von 2017. Obwohl die Figuren nicht viel hermachen, gestehen Robitel und Co ihnen zu, ihre Köpfe einzuschalten, und verstricken sie nicht in endlos-ermüdende Streitereien. Immer mal wieder brechen Aggressionen und Meinungsverschiedenheiten hervor. Überraschend oft versuchen die Eingeschlossenen allerdings, an einem Strang zu ziehen und ihre Misere mit vereinten Kräften zu beenden – weshalb das Daumendrücken leichter fällt als in vielen artverwandten Filmen.
 
Die Rätsel, die es zu lösen gilt, sind gewiss nicht bahnbrechend, erfüllen letztlich aber ihren Zweck und sorgen nicht für größere Verärgerung. Äußerst gelungen ist die Gestaltung der diversen Spielräume, die das Team um Szenenbildner Edward Thomas mit Liebe zum Detail eingerichtet hat. Den stärksten Eindruck hinterlässt eine auf dem Kopf stehende Billard-Bar, in der vor allem die durchtrainierte Amanda körperlich herausgefordert wird. Beim Anblick dieser Passage fühlt man sich ein wenig an Vincenzo Natalis packendes Science-Fiction-Kammerspiel „Cube“ erinnert, dessen klaustrophobische Intensität „Escape Room“ freilich nicht erreicht.
 
Fazit
 
Adam Robitels kurzweiliger High-Concept-Thriller ist nicht überdurchschnittlich raffiniert, aber wirkungsvoll in Szene gesetzt und mit abwechslungsreichen Settings bestückt.
 
 
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