*** Game Night ***

 
gmnt kritik
 
Autor: Walter Hummer
Der neue Film mit Rachel McAdams und Jason Bateman beginnt als konventionelle Komödie nach bekanntem Muster. Auf dem Weg zum vorhersehbaren Ende nimmt er aber einige interessante Abzweigungen.
 
The Game is afoot …
 
Annie und Max lernen einander bei einem Pub-Quiz kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Einige Jahre später leben die beiden ihre Version des amerikanischen Traums: gute Jobs, ein Häuschen in einer guten Gegend und einmal die Woche kommen Freunde zum Spieleabend. Ganz zufrieden sind die beiden aber noch nicht. Annie möchte gerne Nachwuchs und Max ist eifersüchtig auf seinen Bruder. Brooks ist erfolgreicher, sieht besser aus und fährt sogar eine Corvette Stingray Baujahr 1976, wie sie Max schon als Kind haben wollte. Eines Tages lädt der Bruder das Ehepaar und ihre Freunde zu einem Spieleabend in seiner neuen Villa. Statt Scrabble oder das „Spiel des Lebens“ zu spielen, sollen seine Gäste eine gestellte Entführung anhand von Rätseln aufklären. Der Gewinner bekommt die Corvette. Doch dann wird Brooks tatsächlich entführt …
 
Die erste halbe Stunde von „Game Night“ verläuft ohne Überraschungen. Einige Gags sind ganz nett. Der Hochzeitstanz des Brautpaars ist witzig. Und eine Sequenz in der gezeigt wird, wie einer der Freunde immer wieder strohdumme aber überaus attraktive junge Frauen zum Spieleabend mitbringt, ist köstlich. Das Meiste hat man aber schon besser gesehen. Die unpassende Geschichte, die der Bruder vor allen Freunden erzählt, ist nicht witzig sondern gemein. Die Szene bei einer Ärztin, die helfen soll den Kinderwunsch zu erfüllen, ist schlecht geschrieben und auch nicht besser gespielt. Richtig lächerlich wird der Film als die Spielerunde eine Ewigkeit braucht, um zu begreifen, dass die Entführung echt war.
 
 
Aber gerade wenn der Film anfängt langweilig zu werden, sehen wir wie zwei Mitglieder der Gruppe versuchen, eine Mitarbeiterin des Krimispielveranstalters zu bestechen. Diese Szene ist herrlich schräg und vor allem witzig geschrieben. Die Darsteller spielen den Irrsinn der Situation mit einer überzeugenden Ehrlichkeit. Plötzlich sind wir gespannt, wie es wohl weitergehen mag. Bald sehen wir eine köstliche Parodie auf die klassische Szene, in der einer der Helden einem anderen nach einer Schießerei ein Projektil aus dem Körper schneiden muss. Und auch die bekannte Situation, in der jemand ein Computerpasswort aus dem ableiten muss, was er über den Benutzer weiß, erfährt hier eine einfache aber originelle Variante.
 
Leider waren die Filmemacher nicht mutig genug, in diesem Stil weiterzumachen. Am Ende ist der größte Teil des Films wieder sehr vorhersehbar.
 
Für 6 – 7 Spieler
 
Rachel McAdams hat in einer ganzen Reihe höchst unterschiedlicher Filme, wie „Sherlock Holmes“, „Red Eye“ oder „Spotlight“, gezeigt was sie kann. Hier zeigt sie in zwei oder drei Szenen, wie ihre Rolle und der ganze Film ausgesehen hätten, wenn Drehbuch und Regie ihr bloß mehr erlaubt hätten.
 
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Jason Bateman spielt die Rolle, die er bereits in „Juno“, „Wie ausgewechselt“ oder „Hancock“ gespielt hat: den langweiligen Spießer, der gerne cool wäre. Der Hollywood-Tradition folgend, ist er deutlich sichtbar zehn Jahre älter als seine Filmehefrau.
 
Der noch ziemlich unbekannte Billy Magnussen hat einige witzige Szenen als Ryan, ein oberflächlicher, etwas einfältiger Dauergast in der Spielerunde.
 
Die größte Überraschung ist aber die britische Schauspielerin Sharon Horgan als seine Kollegin. Glaubhaft und mit feinem Gespür für Timing spielt sie eine intelligente, erfahrene Frau, die ihr Interesse an dem dümmlichen Ryan weder ihm noch sich selbst eingestehen will. Ihre Leistung in dieser, leider viel zu kleinen Rolle, ist alleine das Geld für die Kinokarte wert.
 
Jesse Plemons („Battleship“) empfiehlt sich in der Rolle des schrägen Nachbarn für eine Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern.
 
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Fazit
 
„Game Night“ ist zum größten Teil eine handwerklich passabel gemachte, typische Hollywoodkomödie. Einzelne Teile des Films lassen die engen Grenzen des Genres hinter sich. Hätten die Filmemacher bloß den Mut gehabt, den ganzen Film aus dem Rahmen fallen zu lassen …
 
 
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