***Kingsman: The Golden Circle***

 
kmtgc kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Vor 3 Jahren waren die „Kingsmen“ zum ersten Mal herrlich altmodisch, brutal, stilvoll und witzig. Jetzt gibt es von fast allen Zutaten einen Nachschlag.
 
Wir haben 2017 und nicht 1965
 
Ebenso wie Teil eins ist auch Teil zwei der Geschichte um die „Kingsmen“ wieder vor allem eine Verbeugung vor den Agentenfilmen der 60er Jahre. Und ebenso wie seine Vorbilder muss auch Eggsy Unwin in jedem Film die Welt aufs Neue retten. Anders als bei Bond & Co. wurde bei ihm aber nicht zwischen den Filmen auf „reset“ gedrückt.
 
Es ist erfrischend, wenn der Held tatsächlich eine echte Beziehung mit der geretteten Prinzessin aus dem letzten Film führt. Die Bedrohung, vor der die Welt diesmal bewahrt werden muss, ist wieder herrlich abgedreht. Was die verrückte Drogenhändlerin Julianne Moore als Lösegeld für ihre Erpressung verlangt und wie der US-Präsident darauf reagiert, funktioniert sogar so ganz nebenbei als intelligente Kritik an der weltweiten Drogenpolitik.
 
Action ….
 
Der Film beginnt mit einer Schlägerei/Verfolgungsjagd/Schießerei in und mit einem Londoner Taxi/U-Boot. Später sehen wir eine Variation der Kneipenszene des ersten Teils, bevor wir eine Karussellfahrt mit anschließender Rutschpartie in einer Seilbahngondel zu sehen bekommen. Zum Finale wird im Geheimversteck der Schurkin viel geprügelt und geschossen. Das alles ist wieder sehr gut gemacht. In einigen Szenen nervt die in 3D-Filmen typische Unart, alles Mögliche immer wieder auf den Betrachter zufliegen zu lassen. Trotzdem überwiegt der positive Eindruck.
 
 
… mit Stil …
 
Die Ausstattung ist wieder superb. Zusätzlich zu den Anzügen und Gadgets der Kingsmen, bekommen wir diesmal die Ausstattung ihrer amerikanischen Cousins, der „Statesmen“ zu sehen. An einigen Stellen sind die computergenerierten Effekte nur wenig überzeugend. Das Geheimversteck der Schurkin ist dann wieder ebenso originell wie cool. Drogenbaronin „Poppy“ hat noch mehr Heimweh als Geld. Daher hat sie sich statt der ewiggleichen High-Tech-Schurkenhöhle einen Nostalgie-Nachbau einer amerikanischen Kleinstadt mitten im Dschungel von Kambodscha geschaffen. Noch viele andere kleine Einfälle machen den Reiz des Filmes aus. Man muss kurz nachdenken, um zu erfassen, wie abgedreht ein Billardtisch in einem Flugzeug ist.
 
… und Witz
 
Die Gags knallen diesmal vielleicht nicht ganz so schnell, wie im ersten Teil. Und nicht jeder Schuss trifft in Schwarze. Die Sequenz bei den königlichen Eltern der Liebsten hätte ersatzlos gestrichen werden können und dem Film hätte nichts gefehlt. Das Finale zu den Klängen „Saturday Night’s Alright for Fighting“ kann es nicht mit „Land of Hope and Glory“ aus dem ersten Film aufnehmen. Und Sir Elton John in einem seiner alten Bühnenkostüme als Kampfmaschine zu zeigen, ist schon ein sehr billiger Gag. Obwohl … hm, … gemessen an der Gage von Sir Elton … dann vielleicht doch nicht so „billig“.

01 ©2017 Twentieth Century Fox02 ©2017 Twentieth Century Fox04 ©2017 Twentieth Century Fox06 ©2017 Twentieth Century Fox

Kingsmen, Statesmen und eine irre Drogenhändlerin
 
Taron Egerton ist wieder Eggsy Unwin. Er ist ständig agil und präsent und treibt die Handlung weiter, macht aber im Gegensatz zum ersten Teil keine echte Entwicklung durch. Hier haben die Drehbuchautoren den Helden der Geschichte ein bisschen vernachlässigt.
 
Der von Colin Firth gespielte Harry kehrt von den Toten zurück. Das hat bereits der Trailer verraten. Firth spielt den Part wie ein Wimbledon-Sieger, der bei einem Benefizturnier gegen einen Hobbyspieler antritt. Man sieht, der Mann kann was. Aber er strengt sich nicht an.
 
Mark Strong als Merlin ist wieder einer der Hauptgründe eine Kinokarte zu kaufen. Wie in so vielen Filmen bringt er seine Darstellung immer genau auf den Punkt, ohne sich je aufzuspielen. Seine Version von „Country Roads“ ist der heimliche Höhepunkt des Films. Julianne Moore gibt die Königin des weltweiten Drogenhandels als Mischung aus durchgeknallter Hausfrau, Teleshop-Moderatorin und Sarah Palin. Man wünscht sich, sie hätte noch ein bisschen mehr aufgedreht. Pedro Pascal den amerikanischen Agenten Jack Daniels als täuschend echte Burt-Reynolds-Kopie spielen zu lassen ist eine der witzigsten Ideen des ganzen Films.
 
Wie oft hat Bruce Greenwood schon den amerikanischen Präsidenten gespielt? Wenn er hier ein opportunistisches Schwein gibt, ist das natürlich witzig. Emily Watson spielt seine Stabschefin leider zu blass.
 
Wozu die Produzenten das Geld für Jeff Bridges und Halle Berry ausgegeben haben, ist vollkommen unklar. Vor allem Frau Berrys Rolle hätte wirklich von jeder aufrecht gehenden Schauspielerin übernommen werden können.
 
Im Trailer wird der Eindruck erweckt, Channing Tatum hätte in dem Film eine tragende Rolle. Sogar auf Einzelplakaten ist er abgebildet. Tatsächlich ist er keine 5 Minuten zu sehen. Genauso wurde mit ihm bereits in „G.I. Joe – Die Abrechnung“ verfahren. Man fragt sich, warum?

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Fazit
 
„Kingsman: The Golden Circle“ ist erneut eine unterhaltsame Action-Agenten-Geschichte mit originellen Einfällen. Wenn es einen dritten Teil geben sollte, müssen die Autoren aber wieder mehr auf die Hauptfigur und den Witz achten.
 
 
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