***London Has Fallen***

lhf kritik
 
Autorin: Vivien Neder
 
Bämm Alter, Bämm! In London has fallen wird mit allem um sich geschmissen, was das Waffenarsenal unserer Zeit so hergibt. Man kann es als Secret Service Agent aber auch nicht auf sich sitzen lassen, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Terroristen bedroht wird. Dann darf, nein muss!, aufgeschlitzt, geballert und in die Luft gejagt werden, was das Zeug hält.
 
Die Fortsetzung des Actionthrillers „Olympus has fallen“ aus dem Jahr 2013 entstand unter der Regie des iranisch-schwedischen Regisseurs Babak Najafi. Der Schauplatz dieses Mal: London. Eine geschichtstriefendere Kulisse für rasante Hetzjagden kann man wohl kaum wählen. Wenn im Zuge der Anschläge einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt in die Luft gejagt werden, ist den Machern des Films der Schockmoment bei den Zuschauern sicher.
 
Nicht nur der Präsident der Vereinigten Staaten soll nach London reisen, auch andere politische Oberhäupter der Welt werden zu einem traurigen Ereignis erwartet. Es steht nämlich ein Staatsbegräbnis bevor: Der plötzlich verstorbene britische Premierminister soll in der St. Paul’s Cathedral beigesetzt werden. Mike Banning (Gerard Butler), Agent des US Secret Service und persönlich für die Sicherheit des Präsidenten Benjamin Asher (Aaron Eckhart) verantwortlich, ist über diesen Besuch alles andere als erfreut. Mike, seine Chefin, Lynne Jacobs (Angela Bassett) und der Vizepräsident Trumbull (Morgan Freeman) sind sich einig, dass es sich bei dem Begräbnis um einen logistischen Albtraum handelt, in dem die Sicherheitsdienste nur Schwer den Überblick wahren können. Zudem ist Mike’s Frau Leah (Radha Mitchell) mit ihrem ersten gemeinsamen Kind schwanger. Doch die Pflicht ruft und so begibt sich die Delegation in die Höhle des Löwen.
 
Und der Löwe wartet schon, bereit zum Sprung. In Form von Aamir Barkawi (Alon Moni Aboutboul), einem Waffenhändler, der zu den meistgesuchten Verbrechern der Welt zählt. Seine Tochter wurde zwei Jahre zuvor bei ihrer eigenen Hochzeitsfeier in Lahore von einer amerikanischen Drohne als ziviler „Kollateralschaden“ mit zahlreichen Hochzeitsgästen in den Tod gerissen. Barkawi will nur eines: Rache.
 
 
Das Spiel mit dem Worst Case Scenario
 
Totales Chaos, reihenweisse erschossene Landesoberhäupter (darunter eine fiktive deutsche Bundeskanzlerin) und die Angst davor, Freund und Feind nicht unterscheiden zu können, werden mit der üblichen Hysterie bei terroristischen Anschlägen vermischt. Psychologischer Tiefgang kann in einem solchen Szenario nicht erwartet werden, sodass man sich mit Klischees zu begnügen hat. Mike ist ein hartgesottener, loyaler Sicherheitsfanatiker, der sogar im Kinderzimmer seines ungeborenen Babys fünf Kameras installieren will.
 
Dem ehrenhaften Präsidenten der Vereinigten Staaten ist er treu ergeben. Um seinen Chef zu schützen sticht, schießt und prügelt sich Mike durch die Körper anonymer Terroristen, um sich anschließend umzudrehen und immer mal wieder eine locker-lustige Bemerkung an den Präsidenten zu richten.
 
Dieser stellt als ultimatives Symbol für westliche Militärmacht die Zielscheibe für die Terroristen dar, während er für den Zuschauer wegen seiner Fairness und Menschlichkeit zum Sympathieträger werden soll. Leider gerät Eckhart allzu sehr in den Schatten von Butler, der mit seinem derb-humorvollen Auftreten die Leinwand regiert. Der Präsident erscheint wie ein überraschter kleiner Junge, den man an die Hand nehmen und durch die Gefahren führen muss.
 
Wie ein souveräner Staatsmann hingegen erscheint er nicht. Die ruhige Souveränität, die man beim Präsidenten vermisst, strahlt Morgan Freeman in seiner Rolle als Vizepräsident hingegen zur Genüge aus. Der Drahtzieher hinter den Anschlägen wirkt dagegen etwas konturlos. Man benötigt einen Bösewicht und er erfüllt seine Rolle.
 
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Im Hintergrund beeindruckende Szenerie, im Vordergrund Gewalt und Tod
 
Zahlreiche Totalaufnahmen von Washington, London und den Wahrzeichen der britischen Hauptstadt deuten schon zu Beginn des Films auf die Brennpunkte der terroristischen Anschläge hin. Die Jahrhundertealten Bauten Londons scheinen in die Geschichte eingeführt zu werden, damit sie später mit umso mehr Lust an der Zerstörung von Terroristen in die Luft gejagt werden können.
 
Doch wenn man Gerard Butler dabei zusehen darf, wie er mit Handgranaten um sich wirft, mit gezielten Schüssen die bösen Buben beseitigt oder auch nur mit einem Messer bewaffnet seine Gegner ausschaltet, fühlt man sich als schwache Frau im Kinosaal unweigerlich sicherer und wünscht sich, man könne sich an seinen starken Arm anlehnen.
 
Wenn er dann noch seine weiche Seite durchblicken lässt, während er mit dem Präsidenten zwischen zwei Actionszenen über die Schwierigkeiten der Kindererziehung philosophiert, dürfte auch die letzte Frau im Kinosaal für ihn dahingeschmolzen sein. So soll er nicht nur für die Herren unter den Zuschauern zum Helden werden, sondern auch bei der Damenwelt Eindruck schinden.
 
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Fazit - Actionreiche Männerphantasie
 
London has fallen kann als eigenständiger Film durchaus überzeugen, selbst wenn man Olympus has fallen nicht gesehen hat. Die Testosteron- und Adrenalin-geladenen Szenen, in denen Nachtsichtgeräte, Kalaschnikows, Abschussraketen und vieles mehr zum Einsatz kommen, erscheinen meist ziemlich übertrieben, aber gerade deswegen amüsant.
 
Insgesamt ist London has fallen nicht immer glaubwürdig, aber auf jeden Fall ein kurzweiliges Vergnügen mit vielen ansprechenden Bildern und einem Gerard Butler in Bestform.