*** PTW: Grindelwalds Verbrechen ***

ptgv kritik
 
Autor: Peter Osteried
      
Zwei Jahre nach dem erfolgreichen ersten Teil PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND gibt es nun das Sequel, das konsequent ausbaut, was der Erste begonnen hat: Eine magische Welt, die an HARRY POTTER erinnert, aber doch anders ist. Weil sich vieles an diesem Film erwachsener anfühlt.
 
Erneut gelingt J.K. Rowling das Kunststück, Fans ihres Zauberlehrlings anzusprechen, aber auch ein ganz neues Publikum in ihre magische Welt zu entführen. Man muss HARRY POTTER nie gesehen haben, um die Abenteuer von Newt Scamander genießen zu können.
 
Auf nach Paris
 
Newt Scamander (Eddie Redmayne) ist wieder in London. Das internationale Reisen ist ihm untersagt, woran auch sein Bruder nichts ändern kann. Als Newt jedoch Besuch von Jacob (Dan Fogler) bekommt, ist es an der Zeit zu reisen. Denn dessen Freundin besucht ihre Schwester Tina (Katherine Waterston) in Paris – und Newt möchte Tina unbedingt wiedersehen.
 
Aber damit nicht genug. Er ist auch im Auftrag von Albus Dumbledore (Jude Law) unterwegs, denn Paris ist der Ort, an den Grindelwald (Johnny Depp) geflohen ist, wo aber auch Credence Barebone unterwegs ist. Denn er sucht nach seiner wahren Mutter und will endlich wissen, wer er ist. In Paris brodelt es, ebenso wie in der magischen Welt. Die Zeichen stehen auf Veränderung …
 
 
Größer und komplexer
 
War der erste Film noch dazu gedacht, die Figuren einzuführen, so kann man beim Sequel gleich in medias res gehen. Das verleiht der Geschichte eine Direktheit, die schneller in das Ganze hineinzieht. Schon der Anfang mit Grindelwalds Flucht ist technisch imposant und inhaltlich dramatisch. Am Interessantesten ist aber, dass es der Autorin J.K. Rowling gelingt, hier Grindelwald eine gewisse Ambivalenz zu verleihen. Natürlich weiß man, dass er böse ist, aber man kann einige seiner Anhänger verstehen, wieso sie ihm folgen.
 
Das ist die große Entwicklung zum Ende des Films, denn hier geschieht etwas, dem sich Newt Scamander am Anfang noch verweigern will: Eine Seite zu wählen. Es gibt eine große Versammlung, auf der Grindelwald spricht. Er ist hier der Verführer, ein Mann, der von einer schrecklichen Vision spricht, die er für die Welt gesehen hat, wenn man den alten Wegen folgt. Jemand, der das Establishment zerschlagen und etwas Neues begründen will. Rowling wird hier – natürlich gekleidet in das Gewand großer Fantasy – politisch. Etwas, das sie in ihren Tweets auch immer ist. So macht sie Grindelwald zu jemanden, der mit Fake News operiert. Aber sie verleiht ihm auch die Ambivalenz, die nötig ist, um zumindest die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Welt, wie er sie haben will, eine bessere ist.
 
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Teile und herrsche
 
Wichtig ist in diesem Film, dass sich jede Figur entscheiden muss – für oder gegen Grindelwald. Das zieht einen Bruch nach sich, der auch Freunde und Liebende entzweit. Damit bereitet Rowling den Boden für den noch größeren dritten Film, denn was als Nächstes kommen muss, scheint unausweichlich: ein Bürgerkrieg.
 
Neben diesen großen Entwicklungen schafft es der Film aber auch, die Hintergründe der Figuren auszuleuchten. Man erfährt mehr über Grindelwald, aber auch über Newt und Leta, seine Freundin, aus Schulzeiten. Zugleich debütiert Jude Law als junger Albus Dumbledore, der mit Grindelwald auf eine Art verbunden ist, die erst zum Ende wirklich erkennbar wird. Auch das ist faszinierend, weil sich hier Text und Subtext ergänzen. Das eine ist, was man sieht, das andere, was man wahrnimmt.
 
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Fazit
 
PHANTASTISCHE TIERWESEN: GRINDELWALDS VERBRECHEN ist eine würdige Fortsetzung des Originals und erzählt eine größere, komplexere Geschichte, während die titelgebenden Wesen aber auch nicht vergessen werden.
 
Es gibt alte, aber auch neue, große, aber auch kleine Tierwesen, die mal schmückendes Beiwerk sind oder für ein Action-Bonmot herhalten, oftmals aber auch über den Knuddelfaktor hinaus Bedeutung für die Geschichte bekommen. Dieser Fantasy-Film ist großes Entertainment und geht weit über das hinaus, was Rowling mit HARRY POTTER gemacht hat.
 
 
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