*** Spielmacher ***

 
smacher kritik
 
Autor: Walter Hummer
         
Timon Modersohns Film über einen ehemaligen Fußballer zeigt eine starke Mannschaftsleistung. Trotzdem kassiert er eine gelbe und eine rote Karte.
 
Nach dem Knast ist vor dem Knast
 
Ivo wird aus dem Gefängnis entlassen. Nach einigen Versuchen eine reguläre Arbeit zu bekommen, wettet der ehemalige Fußballprofi auf den Ausgang von Bundesligaspielen und gewinnt. Dadurch wird der Wettbetrüger Dejan (Oliver Masucci) auf Ivo aufmerksam. Nachdem er eine Wette gegen Dejan verloren hat, beginnt Ivo für ihn zu arbeiten. Schnell ist er Teil eines Netzwerks um internationale Sportwetten und hilft Spiele zu manipulieren. Gleichzeitig arbeitet er mit dem jungen Lukas, der in der Nachwuchsmannschaft seines früheren Vereins von seinem alten Trainer betreut wird. Und dann verliebt Ivo sich auch noch in Vera, Lukas‘ Mutter …
 
Jede Seite hat zwei Medaillen
 
Autor Christian Brecht hat mit „Der Spielmacher“ sein erstes Drehbuch für einen Spielfilm geschrieben. Und er hat auf jeden Fall seine Hausaufgaben gemacht. Die Geschichte um einen eben aus der Haft entlassenen Mann, der keine richtige Chance erhält und seine Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann, ist fast so alt wie das Kino selbst. Daher ist es nicht so schlimm, wenn die Handlung weitgehend frei von Überraschungen bleibt. Ein bisschen mehr Sorgfalt bei den Dialogen, wäre aber nett gewesen.
 
 
Wenn ein ehemaliger Spieler und sein alter Trainer über einen jungen Fußballer sprechen, sollten sie vielleicht darauf eingehen, wie der junge Mann spielt. Zeilen wie „Kickt ein bisschen wie Du. Nur besser.“ klingen einfach zu dünn. Und wenn der alte Trainer schon in seiner ersten Szene husten muss, braucht man sich nicht zu fragen, wofür der Held später so dringend Geld benötigen wird. Warum man Bargeld auf einer Fahrt vom Ruhrpott nach Hamburg in einem Eimer Mayonnaise verstecken muss, bleibt komplett unklar. Gibt es Grenzkontrollen zwischen NRW und Niedersachsen? Solche Mängel tun der Geschichte wenig Abbruch. Das Endergebnis zählt. Oder wie ein großer Filmemacher zu sagen pflegte, „Der Ball ist rund und ein Film hat fünfundneunzig Minuten.“
 
Ebenso wie Drehbuchautor Brecht arbeitete auch Regisseur Timon Modersohn hier an seinem ersten Spielfilm. Aber wo Brechts Drehbuch doch halbwegs kompetent wirkt, ist die Regie eine Enttäuschung. Modersohn hat keinen Sinn für Räume. Wichtige Szenen spielen in einem Wettbüro, in einem kroatischen Lokal, im Haus des Unterweltbosses und einer Großhandlung für Zierfische. Trotzdem bekommen wir diese Handlungsorte praktisch nicht zu sehen. Eine romantische Szene in einem ungewöhnlichen Tauchtank ist nach ungefähr dreißig Sekunden zu Ende, noch bevor der Drehort richtig in Szene gesetzt wurde.
 
Der Großteil des Films spielt im Ruhrgebiet. Abgesehen von einigen alten Industrieanlagen sehen wir davon nichts. Der Film könnte in fast jeder deutschen Großstadt spielen. Aber nicht nur Orte überfordern den Regisseur, sondern auch Bewegung. Die wenigen Fußballszenen sind die Tiefpunkte des Films. Wenn die Nachwuchsmannschaft spielt, wirkt das langweilig. Die Szenen, in denen ein Profi ein Spiel schieben soll, fallen dafür lächerlich unglaubwürdig aus. Dafür gibt es eine gelbe Karte.
 
01 ©2018 Warner Bros Pictures02 ©2018 Warner Bros Pictures03 ©2018 Warner Bros Pictures04 ©2018 Warner Bros Entertainment
 
Gute Freunde kann niemand trennen …
 
Die Rolle des aus-der-Haft-entlassenen-der-seiner-Vergangenheit-nicht-entkommen-kann haben schon Legenden wie Humphrey Bogart, Alain Delon und Dustin Hoffman gespielt. Nach „Der Hauptmann“ zeigt Frederick Lau hier wieder eine beeindruckende Leistung. Er vermittelt uns den naiven Optimismus ebenso wie die verzweifelte Entschlossenheit seiner Figur. Auch in den romantischen Szenen wirkt Lau sehr überzeugend.
 
Burgschauspieler Oliver Masucci hat ja bereits in „Er ist wieder da“ das Beste aus einer furchtbaren Rolle gemacht. Er spielt die Rolle des Gangsterbosses Dejan besser als es das Drehbuch erlaubt.
 
Antje Traue kennen wir u.a. als „Frau in Gold“. Ihre Rolle wird von ihr auch sehr viel besser gespielt, als sie vom Drehbuchautor geschrieben wurde.
 
Paul Faßnacht musste sich kürzlich durch „Verpiss Dich, Schneewittchen“ quälen. Gar so schlimm ist seine Rolle hier nicht. Aber auch ihm hätte das Drehbuch mehr zu tun geben können.
 
Modersohn ist offensichtlich kein Regisseur, der das Beste aus seinen Schauspielern herauszuholen vermag. Es ist einfach bloß Verschwendung, wenn man einen Künstler wie Karl Markovics eine Rolle spielen lässt, die nun wirklich jeder hätte spielen können. Wenn man diesen großartigen Schauspieler dann aber seinen Dialog in einer Sprache sprechen lässt, die kein Dialekt aber auch kein Hochdeutsch ist und einfach nur künstlich klingt, dann ist das ein grobes Foul. Und dafür gibt es die rote Karte.
 
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Fazit
 
Obwohl Drehbuch und Regie Mühe hatten, ins Spiel zu finden, überzeugen dann doch die starken Einzelleistungen einiger Schauspieler. Das reicht zum Klassenerhalt. Um die Meisterschaft kann man so aber nicht mitspielen.
 
 
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