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***Störche ***

 storks kritik
 
Autor: Peter Osteried

Es gibt die feine Gratwanderung beim Animationsfilm, die nur wenigen wirklich gelingt: Eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur Kindern Spaß macht, sondern auch Erwachsenen etwas bringt. Bei Pixar gelingt dies häufig, bei „Shrek“ war dies der Fall, bei „Störche“ gelingt es nicht völlig, aber doch ausreichend genug. Denn der von Nicholas Stoller geschriebene und als Ko-Regisseur betreute Film hat ein erstaunlich hohes Maß an Verrücktheiten zu bieten.

Auf, auf und davon
 
Früher brachten die Störche die Babys, egal, was passiert ist. Aber dann entschied sich Hunter, den Laden umzukrempeln. Immerhin konnte man die Versandflotte auch effektiver nutzen. Indem die Störche für cornerstone.com Waren ausliefern. Die Gewinne schossen in die Höhe, aber die Kurve ist nur zackig angestiegen. Denn die 18-jährige Tulip, die als Baby einst nicht ausgeliefert werden konnte und nun bei den Störchen lebt, sorgt immer wieder für Chaos.
 
Darum ist es Juniors Aufgabe, ihr zu eröffnen, dass sei freigesetzt wird. Oder anders gesagt: gefeuert. Hat er das erledigt, wird er am darauffolgenden Montag zum Boss des Ladens befördert. Aber Junior bringt es nicht übers Herz, die junge Frau zu entlassen, darum gibt er ihr einen Job, bei dem nichts schiefgehen kann. Aber das tut es, denn schon bald stehen Junior und Tulip mit einem Baby da, das nun flugs ausgeliefert werden muss, bevor Hunter davon Wind bekommt.
 
 
Fast schon surreal
 
Schon die Ausgangslage ist enorm schräg. So sehr, dass man sich mitten in einer Fantasy-Welt wiederfindet, da nichts zusammenzupassen scheint. Die Störche haben vor 18 Jahren aufgehört, Babys zu liefern, die Menschen haben aber weiterhin welche bekommen. Wie? Das wissen die Erwachsenen im Publikum, der Film schweigt sich jedoch darüber aus. Stattdessen zelebriert er dieses wundersame Märchen, dass Babys in Maschinen erschaffen und dann per Storchen-Express-Flug überall in die Welt gebracht werden. Aber das ist nicht der einzige Abstieg ins Surreale. Stoller hat noch weit mehr auf Lager.
 
Etwa ein Wolfsrudel, das bei seiner Verfolgung der beiden Hauptfiguren immer wieder neue überraschende Formationen zu bieten hat. Der Wahnsinn hat hier Methode, er erinnert tatsächlich sogar an die klassischen und grandiosen Cartoons von Tex Avery, der seinerzeit Konventionen sprengte, aber damit auch Kurzfilme schuf, die heute noch ihrer puren Phantasie wegen zu begeistern wissen. Genauso verhält es sich nun auch mit „Störche – Abenteuer im Anflug“, der im Großen wie auch im Kleinen über eine ganze Reihe abseitiger Gags verfügt. Man denke nur an den Boss Hunter, der kleinere Vögel – nun ja – „zweckentfremdet“.
 
Das ist witzig gemacht, offenbart aber auch eine gewisse subversive Ader, die Stoller in einem sympathischen Übermaß an Süßlichkeit verbirgt. Denn süß ist sein Film auf jeden Fall auch. Das kleine Baby, das Junior und Tulip transportieren, erobert einfach jedermanns Herz – auch das des Publikums.
 
01 ©2016 Warner Bros Entertainment02 ©2016 Warner Bros Entertainment03 ©2016 Warner Bros Entertainment04 ©2016 Warner Bros Entertainment
 
Deutsche Stimmen
 
Die Synchronisation ist sehr schön geworden, weil man weitestgehend auf Stunt-Casting verzichtet hat. Man hat also nicht schauspielferne Promis geholt, die mit Müh und Not etwas radebrechen können. Stattdessen wird Junior von Sebastian Schulz (Martin Freeman in „Sherlock“) gesprochen, während Tulip ihre Stimme von Nora Tschirner geliehen bekommt. Hunter wiederum wird von Klaus-Dieter Klebsch gesprochen, der die Figur damit akustisch in die Nähe von Alec Baldwin rückt.
 
Nur einen Ausreißer gibt es: Rick Kavanian spricht den kleinen Vogel Taube Nuss, der sich nicht nur eines nervigen und dümmlichen Slangs bedient, sondern auch weitestgehend verschlagen ist. Hier hätte man vielleicht auch einen anderen Sprecher setzen sollen, aber zumindest ist die Rolle nicht so groß, dass es besonders ins Gewicht fallen würde.
 
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Fazit
 
„Störche – Abenteuer im Anflug“ ist ein sehr sympathischer, toll animierter und von der ersten bis zur letzten Minute sehr witziger Film. Er funktioniert dabei für alle Altersgruppen, weil er auch Szenen und Momente zu bieten hat, die Normen sprengen (Stichwort: der Kampf gegen die Pinguine).
 
Im Wust der vielen Animationsfilme, die Jahr für Jahr in die Kinos kommen, steht Stollers Werk ganz vorne. Recht viel besser wird es einfach nicht.
 
 
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