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***Timm Thaler oder das verkaufte Lachen***

tthaler kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Seitdem James Krüss‘ Roman 1962 das erste Mal erschienen ist, erwies er sich als internationaler Bestseller. Mit seiner Geschichte traf der Autor einen Nerv. Dabei variierte er „nur“ Goethes „Faust". Eine Tragödie“ und Adelbert von Chamissos „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“, die er kindgerecht umsetzte und mit einer starken Botschaft versah. 1979 folgte eine Fernsehadaption mit Thomas Ohrner, der im neuen Kinofilm „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ einen kleinen Gastauftritt absolviert.
 
Ausgelacht Deutschland in den 1920er Jahren: Timm Thaler lebt in ärmlichen Verhältnissen. Viel zu lachen gibt es für ihn eigentlich nicht, aber er findet doch immer wieder einen Grund, um herzhaft zu lachen. Ob mit seiner Freundin Ida oder mit seinem Vater auf der Pferderennbahn – Timms Lachen ist einfach ansteckend.
 
Es fällt auch dem sinisteren Baron Lefuet auf, der Ereignisse in Gang setzt, die für Timm dramatischen Ausgang besitzen. Und in dieser verwundbaren Situation macht er sich an den Jungen heran, um ihm ein Angebot zu machen, das dieser gar nicht ausschlagen kann: Timm soll ihm sein Lachen verkaufen. Im Gegenzug dafür erhält er die Fähigkeit, jede Wette zu gewinnen. Er wäre also ein gemachter Mann – oder besser: Junge.
 
Timm geht darauf ein, doch schon bald muss er feststellen, dass ein Leben ohne Lachen nur noch halb so lebenswert ist. Doch wie soll er sein Lachen zurückerhalten, wenn der Baron es partout nicht wieder hergeben will?
 
 
Näher dran und weiter entfernt
 
Bei der Adaption des Romans hält man sich hier ans zeitliche Ambiente, macht aus den 1920er Jahren aber eine Art magische Epoche, die nur in Teilen mit der Realität korreliert. Zudem entschied man sich, die Geschichte stärker auf die Stadt, in der sie spielt, zu fokussieren. Im Roman, aber auch in der Fernsehserie geht Timm Thaler auf Reisen, im Film bleibt er an einen Ort gebunden. Das erlaubt es, die Geschichte konzentrierter, aber auch intensiver zu erzählen, da der zeitliche Rahmen auch viel kürzer ist. Damit einher geht eine Rasanz, die auch vonnöten ist, um die Geschichte einem neuen Publikum zugänglich zu machen.
 
Die alte Fernsehserie entspricht modernen Sehgewohnheiten schließlich nicht mehr, punktet dafür aber mit einem angsteinflößenderen Lefuet, denn so gut Justus von Dohnanyi im Kinofilm auch ist, die Kälte von Horst Frank kann er nicht ausstrahlen. Dafür wirkt er deutlich verführerischer, was die Szenen, in denen er versucht, Timm Thaler vollends zu korrumpieren, sehr viel wirkungsvoller werden lässt.

01 ©2016 Constantin Film02 ©2016 Constantin Film03 ©2016 Constantin Film04 ©2016 Constantin Film

So aktuell wie eh und je
 
Wirklich große Geschichten verlieren nie etwas von ihrer Aktualität. Manche gewinnen sogar. Das gilt auch für „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“, denn allen Änderungen und Aktualisierungen zum Trotz ist es die starke Botschaft, die immer noch wirkt. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der die Medienwelt so gestaltet ist, dass (gefühlt) fast jeder berühmt oder zumindest bekannt werden kann, wenn er nur gewillt ist, die eigene Würde zu opfern, ist die Geschichte immens aktuell.
 
Denn die klare Botschaft ist, dass man sich selbst treu bleiben und nicht nur niemals verbiegen, sondern vor allem auch nicht seine Seele verkaufen sollte. Egal, was einem dafür geboten wird. Und weil dieser Kern der Geschichte nicht nur erhalten, sondern forciert wird, funktioniert die zeitlos schöne Geschichte auch weiterhin.
 
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Fazit
 
Manches mag in der neuen Adaption des Romans von James Krüss etwas albern erscheinen, wie zb. die Helferlein von Lefuet, die von diesen in Hut und Handtasche tragende Ratten verwandelt werden. Aber das sind nur Kleinigkeiten in einer ansonsten gelungenen Verfilmung, die erstmals die Geschichte zeitlich so verordnet, wie es auch im Original war. Zudem funktioniert der Stoff heute sogar noch besser als früher, da die Aussage, die dahintersteht, von zeitloser Brisanz ist.
 
„Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ ist ein gut besetzter, schön gemachter Kinderfilm, der die Nostalgiker im Publikum vielleicht nicht anspricht, den Stoff aber für eine neue Generation flottmacht.
 
 
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