*** Verschwörung ***

verschwoerung kritik
 
Autor: Peter Osteried
      
Sieben Jahre nach der ersten Verfilmung VERBLENDUNG hätte man eigentlich nicht erwartet, dass Sony noch einmal in die Gänge kommen würde. Der damals von David Fincher inszenierte Film war einfach nicht erfolgreich genug. Aber irgendwie wollte man bei dem Studio Lisbeth Salander nicht einfach aufgeben.
 
Das Problem war jedoch, dass die Verfilmungen der ursprünglichen „Millennium“-Romane in Europa eben gut bekannt sind und Zuschauer nicht zwangsläufig ein Remake sehen müssen. Anders als in den USA, wo man ungerne synchronisiert und Filme mit Untertiteln nur ein begrenztes Publikum finden. Die Lösung des Problems: Man verfilmt den Roman, den es bisher noch nicht auf der Leinwand gab.
 
Die neue Lisbeth
 
Lisbeth Salander (Claire Foy) ist seit langer Zeit untergetaucht. Nicht mal Journalist Mikael Blomkvist (Sverrir Gudnasson) konnte sie aufspüren. Allerdings ist sie immer noch in ihrem angestammten Gewerbe tätig und hilft Frauen, die von ihren Männern misshandelt werden.
 
Lisbeth nimmt aber auch andere lukrative Aufträge an, so wie den, aus den Händen der NSA ein Computerprogramm zu entwenden, das in den falschen Händen zu verheerenden Auswirkungen führen könnte. Doch dies ist ein Auftrag, der Lisbeth das Genick brechen könnte. Denn kaum erledigt, sind auch schon einige Verbrecher hinter ihr her, durch die sie auch wieder in den Fokus von Geheimdienst und Polizei gerät.
 
 
Lisbeth muss nun alles daransetzen, ihren Häschern zu entkommen, aber auch das Programm zu schützen. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass ein Geist ihrer Vergangenheit sich wieder regen könnte …
 
Der vierte Roman
 
Für den neuen Film adaptierte man den Roman von David Lagercrantz, der anhand von Stieg Larssons Notizen und im Auftrag der Erben diese Geschichte ausformuliert hat. Nun benutzt man sie für einen soften Reboot des Franchises. Man kann ihn als Sequel zu VERBLENDUNG sehen, man kann aber auch einen Neustart in diesem Film erkennen – und das nicht nur, weil die Besetzung ganz neu ist. Es ist möglich, auf Grundlage dieses Films die anderen Romane in veränderter Form zu adaptieren oder auch ganz eigene Wege gehen. Auf jeden Fall hat man nun mehr Möglichkeiten, als dies vor ein paar Jahren mit VERBLENDUNG noch der Fall gewesen ist.
 
Natürlich wurden die Rollen neu besetzt. Claire Foy ist eine gute Wahl gewesen. Sie überzeugt als sozial losgelöste Lisbeth, die ihr Leben hinter selbst gebauten Mauern verbringt, in ihrem Tun aber auch extrem effektiv ist. Dazu beweist sie den nötigen Mut zur Hässlichkeit, der für diese Rolle einfach notwendig ist. Der neue Mikael ist gut gespielt, Sverrir Gudnasson hat in diesem Film aber nicht wirklich viel zu tun. Dies ist die Lisbeth-Salander-Show.
 
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Die Vergangenheit
 
Das ist nur natürlich, weil sich VERSCHWÖRUNG auch stark mit Lisbeth Salanders Vergangenheit beschäftigt. Sie ist die treibende Kraft dieser Geschichte, auch wenn sie im Grunde nur ein typischer MacGuffin á la Hitchcock ist: Ein die Handlung bestimmendes Element, das eigentlich wenig bis gar keine Bedeutung hat.
 
An Hitchcock muss man auch noch auf andere Weise denken, denn Roque Banos‘ Musik erinnert stark an die Klänge, die Bernard Herrmann für einige der besten Filme Hitchcock-Filme komponiert hat.
 
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Fazit
 
VERSCHWÖRUNG ist eine amerikanische Produktion, der südamerikanische Regisseur Fede Alvarez (DON’T BREATHE) versteht es aber, dem Ganzen ein europäisches Flair zu verleihen, und das nicht nur, weil er im europäischen Norden spielt, sondern auch, weil die Inszenierung an skandinavisches Kino erinnert. Trotzdem gibt es aber natürlich auch ein paar gelungene Actioneinlagen.
 
Am imposantesten ist dabei Lisbeths Flucht mit dem Motorrad über den zugefrorenen Fluss. Herausgekommen ist ein eleganter Thriller, dessen Geschichte ein wenig überkonstruiert erscheint, was aber der Spannung und dem Unterhaltungswert nicht schadet. Dies ist ein sehr guter Neustart für Lisbeth Salander – da darf es ruhig noch weitere Filme mit der widerwilligen Heldin geben.
 
 
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