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aiwlhds kritik
 
Autorin: Vivien Neder
 
Sie sind wieder dahaaa! Alice, der verrückte Hutmacher, die Grinsekatze, das weiße Kaninchen, die Herzkönigin und die Weiße Königin. Die ganze wunderbar fantastische Welt, in die Alice dereinst durch einen Hasenbau gelangt ist, darf sich ein weiteres Mal vor unseren neugierigen Augen entfalten.
 
Alice (Mia Wasikowska) ist eine bewundernswerte junge Frau geworden. Hübsch anzusehen - natürlich - aber viel wichtiger: interessant. Sie ist Kapitänin des Schiffes, das sie von ihrem Vater geerbt hat. Sie ist über die sieben Weltmeere gesegelt und hat die Welt gesehen. Sie ist unabhängig, eigenwillig und stark. Doch nach ihrer Rückkehr nach London muss Alice feststellen, dass es nicht ganz so einfach ist, im viktorianischen Zeitalter eine Frau zu sein, die Freiheit braucht. Der unerträgliche Druck der Gesellschaft lastet mit ihren Erwartungen schwer auf Alice’s Schultern.
 
Während eines Empfangs bei Lord Ascot - ihrem ehemaligen Verlobten - sieht sie Absolem (im Englischen gesprochen vom kürzlich verstorbenen Alan Rickman), den prächtigen blauen Monarchfalter, den sie bei ihren früheren Reisen durch Unterland kennengelernt hat. Er führt sie zu einem magischen Spiegel, durch den sie nach Unterland zurückkehren kann. Alle alten Bekannten sind da und die Wiedersehensfreude ist groß.
 
Doch halt, der Hutmacher (Johnny Depp) fehlt! Er ist nicht mehr er selbst, denn er vermisst seine Familie und siecht dahin. Mirana, die gütige weiße Königin (Anne Hathaway) verrät Alice, dass der Hutmacher nur gerettet werden kann, wenn sie die Zeit (Sacha Baron Cohen) findet. Diese besitzt eine Metallkugel - die Chronosphäre - von der alle Zeit ausgeht und mit der man in die Vergangenheit reisen kann. Und genau das will Alice versuchen. Doch da hat die Herzkönigin Iracebeth (Helena Bonham Carter) auch noch ein Wörtchen mitzureden…
 
 
You can do the impossible, if you believe it to be possible!
 
Gerade weil Mia Wasikowska mit Alice die Hauptfigur darstellt, hat sie den schwierigsten Job. Alice ist (zumindest zu Beginn der Geschichte) eine unabhängige Frau zur falschen Zeit am falschen Ort. Nicht mehr und nicht weniger. Mia Wasikowska spielt sie überzeugend und erfüllt ihre Rolle. Den Film sieht man sich aber wohl hauptsächlich wegen des in ein unglaubliches Wunderland platzierten Hutmachers an.
 
Und da sind wir auch schon bei ihm angelangt: Johnny Depp als verrückter Hutmacher. Muss man mehr sagen? Eigentlich nicht. Kaum jemandem stehen abgefahrene Kostüme und verrückte Charaktere so gut, wie Johnny Depp. Durchgeknallte Rollen machen ihm offensichtlich Spaß. Und es macht ebenso viel Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er über die Leinwand tollt.
         
In die Liga derer, die verrückte Rollen lieben, dürfte auch Helena Bonham Carter zählen. Als Herzkönigin Iracebeth bezaubert sie den Zuschauer mit ihrem übergroßen Kopf, ihrer Boshaftigkeit und ihrem kindischen Geliebt-Werden-Wollen.
 
Sacha Baron Cohen ist in der Rolle der Zeit ein interessanter Antagonist: Er ist nicht gut, aber auch nicht böse, sondern will einfach seine Chronosphäre zurück. Mit seiner unausweichlichen Wirkung ist die Zeit für alle Lebewesen gleich wichtig. Und: unbestechlich. Passenderweise scheint er eine Art schweizer Uhrmacher zu sein. Iracebeth und er ergeben ein schräges Pärchen.
 
Die unvermeidbare Anne Hathaway fällt aus der Reihe, so wie sie es meistens tut. Leider trägt sie in ihrem Schauspiel grundsätzlich zu dick auf und ist nicht glaubwürdig. Abgefahrene Rollen spielen und dick auftragen sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ihrem gekünstelten Spiel sieht man meist etwas gelangweilt zu und lässt sie über sich ergehen.
 
Absurd, verdreht, paradox, und was nicht noch alles…
 
Phantastisch, phantasievoll, opulent, vollgestopft mit unglaublichen Kostümen und beeindruckenden Schauplätzen. Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln kommt daher wie eine völlig überzuckerte, reich verzierte Torte. Köstlich.
 
Warum der Hutmacher verrückt geworden ist, erfahren wir leider nicht. Vielleicht hat er zu viel Quecksilber inhaliert, wie viele seiner Kollegen? Aber das ist eigentlich auch egal. Er vermisst seine Familie. Er hat sich die Anerkennung seines Vaters intensiv gewünscht und sie nie bekommen. Nun ist es zu spät. Traurig. Wird der Hutmacher seine Familie je wiedersehen? Man wünscht es dem Hutmacher und fiebert die ganze Zeit mit, wenn Alice ihre gefährlichen Streifzüge in die Vergangenheit unternimmt.
 
Zum Schluss eine kleine Delikatesse für Kunstliebhaber: Die Macher des Films sind sogar bis in die Malerei der Spätrenaissance gestreift, um sich für einige der nicht-menschlichen Figuren Inspiration zu holen. Wer zum Beispiel Giuseppe Arcimboldo kennt und mag, wird an der Leibgarde der Herzkönigin seine wahre Freude haben.
 
Fazit - Märchenhafte Unterhaltung mit beliebten Figuren
 
Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln ist ein fulminantes Werk von Regisseur James Bobin, das vom Vorgänger inspiriert wurde, die Figuren weiterspinnt, sie bis in ihre Vergangenheit verfolgt und mit ihnen spielt. Die Geschichte ist recht komplex, macht aber mit all ihren Schnörkeln und Figuren enormen Spaß. Ein wahrhaft sehenswerter Film. Und noch einmal: Johnny Depp als verrückter Hutmacher. Muss man mehr sagen?