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Kritik: Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt

 
dfdh kritik
 
Autor: Max Wrede
 
Wie stellt man sich als intelligente und empathische Rasse eigentlich am besten bei außerirdischen Lebensformen vor? Ganz einfach: Man produziert einen augenzwinkernden Film über die Geschichte der Menschheit und schickt diesen mit einer Rakete ins All. Nun ja, dann wollen wir mal hoffen, dass Erik Haffners Film nicht in die Hände von Aliens fällt!
 
Sketch History XXL
 
Seit mittlerweile drei Staffeln versuchen uns der eben genannte Regisseur und die Drehbuchautoren Chris Geletneky, sowie Roland Slawik nun schon unsere Historie im TV witzig aufbereitet näherzubringen. Und weil trotz inhaltlicher Schwächen und Schenkelklopfer-Humor die Quoten bis heute stimmen, haben die Verantwortlichen jetzt grünes Licht für einen Kinofilm mit all diesen Defiziten gegeben.
 
Mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle als Dr. Gerhard Friedle. Einem Wissenschaftler, der mit seinem Team den staunenden außerirdischen Wesen unsere Evoltionsgeschichte mit Hilfe einer „Golden Record“ anschaulich näherbringen möchte und als Erzähler durch den Film führt. Nur leider geht das ziemlich nach hinten los. Denn ihre Version präsentiert eine vollkommen unzurechnungsfähige Spezies, deren Entwicklung offenbar auf reinem Glück statt solidem Verstand basiert.
 
 
Witz komm raus – du bist umzingelt!
 
Und diesen Eindruck hinterlässt auch der Film bei den Zuschauern. Was zunächst nämlich als interessanter Ansatz für einen unterhaltsamen Kinofilm klingt, wird schon in den ersten Minuten im Keim erstickt. Und zwar bei den Einzellern, die in einer Einzeller-Discothek munter vor sich hin tanzen. Lustig, mehr schlecht als gut animiert, bis die ersten Dialoge im Assi-Dialekt zu hören sind. Ab diesem Zeitpunkt ist fremdschämen angesagt! Beim anschließenden kurzen Ausflug zu den Neandertalern wird dieses Gefühl noch verstärkt, wenn dumm auf intelligent trifft. Und auf dumme Dialoge auch noch brachiale Gewalt gegen die weiblichen Vertreter dieser Gattung folgt.
 
Gezeigt werden daraufhin im rasante Tempo unter anderem griechische Philosophen, die als Rap-Stars gefeiert werden, Religion, die als cleveres Marketingkonzept angepriesen wird, Junggesellen-abschiede, die als Geheimwaffe im Ersten Weltkrieg dienen oder dass der Bau der Chinesischen Mauer ein Missverständnis ehrlicher Berliner Handwerkskunst ist, sowie das wahre Schicksal der Titanic. Selbst vor Hitler, Jesus und Greta Thunberg wird nicht Halt gemacht. Und wir dürfen sogar erfahren, warum der Penis von Michelangelos Statue so klein ist und dass man U-Boote mit Furzen zum Auftauchen bringen kann.
 
Generell wird dabei aber leider mit vielen Klischees, kombiniert mit Fäkalsprache, aber auch dumpfer Gewalt versucht, Lacher zu generieren. Was wohl in dieser Kombination bei den wenigsten Zuschauern dazu führen wird. Die Szenen im Mittelalter sind zudem extrem gewaltverherrlichend umgesetzt worden. Das Köpfen mit einer Guillotine wird geradezu zelebriert.
 
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Und auch das soll eigentlich lustig sein. Meine Sitznachbarin bei der Pressevorführung hatte ihren 15 jährigen Sohn dabei. Gelacht hat der dabei jedenfalls nicht. Übrigens auch nicht bei den meisten der genannten Szenerien.
 
Comedygrößen ohne Mehrwert
 
Die Besetzung des Films ist dafür umso beeindruckender. Das Team um Regisseur Erik Haffner konnte nämlich wirklich fast alles verpflichten, was derzeit in der deutschen Comedy-Szene Rang und Namen hat. Die Frage ist nur, ob die Schauspieler auch das Drehbuch gelesen haben und wussten worauf sie sich einlassen.
 
Denn nicht nur die meisten Dialoge sind unterirdisch, auch die Rollenverteilung ist nicht immer logisch nachvollziehbar. Oder kann mir jemand erklären, warum zb. ein Max Giermann als Klaus Kinski alias Jesus am Kreuz hängt oder ein Bastian Pastewka als aufgeblähter nicht im Ansatz lustiger Al Capone besetzt wurde? Oder Tom Schilling als Graf von Stauffenberg? Völlig deplatziert wirken leider auch Kostja Ullmann als Pirat und Rick Kavanian in seiner Paraderolle als Grieche.
 
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Die schauspielerische Leistung aller Beteiligten lässt sich bei diesem Film wie folgt zusammenfassen: Sie haben sich redlich bemüht, konnten aber aufgrund der schwachen Drehbuchvorlage mit den wenig einfallsreichen, sowie plumpen Dialogen leider nicht glänzen.
 
Fazit
 
DIE GESCHICHTE DER MENSCHHEIT – LEICHT GEKÜRZT hat gleich mehrere Dilemmas: Geschichtlich interessierte Zuschauer werden nicht in den Film gehen und Zuschauer, die einen lustigen Film erwarten, werden nicht lachen können! Für Kinder unter 12 Jahren kann der Streifen aufgrund seiner teilweise drastischen Szenen ebenfalls nicht empfohlen werden. Den Kauf einer Kinokarte kann man sich also eigentlich getrost sparen!
 
 
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