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Kritik: Massive Talent

 
dfdh kritik
 
Autor: Christioher Diekhaus
 
Nicolas Cage spielt Nicolas Cage und wird in eine Geheimdienstoperation verwickelt: Die Prämisse von „Massive Talent“ klingt im besten Sinne beknackt, bringt eine launige Meta-Komödie ins Rollen, hätte aber ruhig noch stärker ausgereizt werden können.
 
Letzte Ausfahrt Mallorca
 
Seit geraumer Zeit ist Nicolas Cage nur noch selten auf deutschen Kinoleinwänden anzutreffen. Die meisten seiner nicht gerade wenigen Filme aus der jüngeren Vergangenheit landen bei uns, wenn überhaupt, gleich im Home-Entertainment-Bereich. Immer wieder heißt es, der 1996 für „Leaving Las Vegas“ mit dem Oscar prämierte Schauspieler drehe ein anspruchsloses B-Movie nach dem nächsten, weil er die seinem exzessiven Lebensstil und seinen teuren Scheidungen entsprungenen Schulden nach wie vor begleichen müsse. Ob dem so ist, sei dahingestellt.
 
Fest steht jedoch, dass seine Karriere heute eher in den Niederungen stattfindet, abseits Hollywoods, und Cage inzwischen den Ruf eines maßlos überziehenden Darstellers weghat. Dass er auch anders kann, beweist er immer mal wieder. Zwischen all den Gurken der letzten Jahre finden sich auch Werke wie „Joe – Die Rache ist sein“, ein grimmiger Provinzthriller von 2013, oder das 2021 veröffentlichte Drama „Pig“, das den einstigen Blockbuster-Star als Eremit auf der Suche nach seinem verschwundenen Trüffelschwein zeigt.
 
 
Sein Karriereknick, sein extravagantes Leben und sein Image werden in „Massive Talent“, der zweiten Regiearbeit Tom Gormicans, nun zum Gegenstand der Handlung. Cage verkörpert hier eine fiktionalisierte Version seiner selbst, die in einer beruflichen Sackgasse steckt. Spannende Rollen lassen auf sich warten, ziehen an ihm vorüber, sodass er in einem Moment tiefster Enttäuschung beschließt, seine Laufbahn zu beenden und sich endlich mehr um seine Tochter Addy (Lily Mo Sheen) zu kümmern, die aus der Ehe mit seiner Ex-Frau Olivia (Sharon Horgan) stammt. Beide sind Cages ausufernde Kinoleidenschaft, vor allem seine Liebe zum deutschen Stummfilmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“, schon längst leid und haben sich emotional von ihm entfernt.
 
Ausgerechnet jetzt meldet sich der Agent (Neil Patrick Harris) des von finanziellen Sorgen geplagten Schauspielers mit einem merkwürdigen, aber lukrativen Angebot: Eine Million Dollar will der reiche Geschäftsmann Javi Gutierrez (Pedro Pascal) seinem Lieblingsdarsteller zahlen, wenn dieser nach Mallorca kommt und seine Geburtstagsfeier beehrt. Trotz anfänglicher Zweifel willigt Cage ein, ohne zu ahnen, was ihn auf der Baleareninsel erwartet. Mit Sonne, Meer und Entspannung ist es nicht weit her, da er sich plötzlich mitten in einer CIA-Operation wiederfindet und seinen Gastgeber, einen angeblich skrupellosen Waffenhändler, ausspionieren soll.
 
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Anspielungsreich
 
Regisseur Gormican, der das Drehbuch zusammen mit Kevin Etten verfasste, bietet seinem Star eine Spielwiese, auf der sich Cage austoben kann. „Massive Talent“ gelingt der Spagat zwischen Beweihräucherung und satirischer Note, verneigt sich vor dem Oscar-Preisträger und seiner Filmografie, spart allerdings nicht mit amüsanten Seitenhieben. Anders als man es von einem einstigen Hollywood-Giganten erwarten würde, legt der Hauptdarsteller eine gehörige Portion Selbstironie an den Tag, zieht seine Eigenarten und sein Leinwandimage lustvoll durch den Kakao. Nicolas-Cage-Fans, die mit seinem Werdegang bestens vertraut sind, dürften sich über zahlreiche Verweise und Zitate freuen, die dem „normalen“ Kinogänger vielleicht verborgen bleiben.
 
Jenseits der personenbezogenen Anspielungen und Scherze nimmt sich „Massive Talent“ auch die US-Kinobranche und ihre oft starren Regeln vor. Besonders komisch sind etwa die Momente, in denen der Film-Cage und Javi ein gemeinsames Drehbuch aushecken wollen und über erzählerische Gesetzmäßigkeiten und Möglichkeiten diskutieren. Szenen wie diese leben nicht zuletzt von der Chemie zwischen dem echten Cage und Pedro Pascal, denen man den Spaß an der Arbeit förmlich ansieht. Das Buddy-Gespann im Zentrum trägt die Geschichte, die ehrlicherweise nicht allzu viel hermacht. Der Gedanke, dass sich die Schauspielerei und die Spionagearbeit durchaus nahe sind, ist nett. Bei Licht betrachtet dient der Geheimdienstplot aber nur einem Zweck: den Mallorca-Besucher in viele absurde Situationen zu katapultieren.
 
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Schräge Einlagen sind reichlich vorhanden. Die volle Ladung Wahnsinn, die durchaus denkbar gewesen wäre, bekommt der Zuschauer allerdings nicht geliefert. Immer mal wieder hält sich Gormican zurück, vermeidet es, alle Grenzen zu sprengen. Eigentlich schade, wo doch Cages schillernde Persönlichkeit regelrecht danach schreit. Dass die Verwicklungen keine komplett verrückten Ausmaße erreichen, liegt auch an einigen Drehbuchentscheidungen, die man getrost als konventionell bezeichnen kann. Der Vater-Tochter-Konflikt zum Beispiel wird trotz witziger Begleitumstände sehr klassisch, um nicht zu sagen bieder aufgelöst. Etwas mehr erzählerischer Mut hätte „Massive Talent“ an manchen Stellen sicherlich noch eine Spur unterhaltsamer gemacht.
 
Fazit
 
Kurzweiliger, in den Hauptrollen mit Verve gespielter Meta-Spaß, der sich aber nicht traut, vollends freizudrehen.
 
 
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