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*** Stowaway: Blinder Passagier ***

 
dfdh kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
Während der Science-Fiction-Streifen „Stowaway – Blinder Passagier“ im Rest der Welt bei Netflix veröffentlicht wurde, bekommt er in Deutschland, wo auch die Dreharbeiten stattfanden, einen Kinostart spendiert.
 
Vier ist einer zu viel
 
Science-Fiction-Filme sind per se aufwendig, verschlingen gigantische Budgets und zeichnen sich vor allem durch epische Schlachten in den Weiten des Weltraums aus. Diese Vorstellungen mögen in den Köpfen mancher mit dem Genre nur wenig vertrauter Kinogänger herumgeistern, entsprechen aber nicht der Realität.
 
Spannende, vom Greifen des Menschen nach den Sternen erzählende Werke können auch in einem verhältnismäßig kleinen, beinahe intimen Rahmen spielen. Duncan Jones‘ Regiedebüt „Moon“, das einen von Sam Rockwell verkörperten Astronauten bei seiner einsamen, monotonen Arbeit auf dem Mond beobachtet, ist nur ein Beispiel unter mehreren. Der brasilianische Filmemacher Joe Penna versucht sich mit „Stowaway – Blinder Passagier“ ebenfalls an einem nachdenklichen, eher bedächtig inszenierten Science-Fiction-Stoff und schafft es trotz Schönheitsfehlern, das Interesse aufrechtzuerhalten.
 
 
In einer nicht allzu fernen Zukunft starten die erfahrene Marina Barnett (Toni Collette) in der Rolle der Kommandantin, die Medizinerin Zoe Levenson (Anna Kendrick) und der Biologe David Kim (Daniel Dae Kim) eine auf zwei Jahre angelegte Marsmission, bei der wichtige Vorkehrungen für eine Besiedlung des roten Planeten getroffen werden sollen.
 
Einige Stunden nach dem Aufbruch schrillen im Raumschiff allerdings die Alarmglocken. Durch Zufall stößt die Expeditionsleiterin nämlich auf einen vierten, nicht eingeplanten Passagier. Der Techniker Michael Adams (Shamier Anderson) scheint bei vorbereitende Arbeiten das Bewusstsein verloren zu haben und purzelt nun aus einer Deckenverkleidung heraus. Schnell kommt die Frage auf, ob er sich absichtlich an Bord geschmuggelt haben könnte. Wenn ja, welche Ziele verfolgt er? Derartige Überlegungen treten jedoch in den Hintergrund, da die Anwesenden vor einem lebensbedrohlichen Problem stehen: Aufgrund eines nicht zu behebenden Schadens am Versorgungssystem reicht der Sauerstoff lediglich für drei Personen. Weil eine Rückkehr zur Erde ausgeschlossen ist, muss rasch eine andere Lösung her.
 
Weit entfernt von reißerisch
 
Um sich von „Stowaway – Blinder Passagier“ fesseln lassen zu können, benötigt man zunächst etwas Wohlwollen. Denn vollauf glaubwürdig ist es nicht, dass niemandem vor dem Start der Mission Michaels Verschwinden aufgefallen sein soll. Akzeptiert man die zumindest auf nicht ganz festen Füßen stehende Prämisse, entwickelt sich der fast die ganze Zeit nah bei seinen Protagonisten bleibende, in den Kölner MMC-Studios und den bei München liegenden Bavaria Studios gedrehte Film zu einem anregenden Genrebeitrag.
 
01 ©2021 Wild Bunch Germany02 ©2021 Wild Bunch Germany08 ©2021 Wild Bunch Germany06 ©2021 Wild Bunch Germany
 
Den aus der Notlage entspringenden Überlebenskampf lenken Penna und der mit ihm für das Drehbuch verantwortliche Ryan Morrison nicht, wie man erwarten könnte, zügig in eine Thriller-Richtung. Ihre Geschichte ist vielmehr ein Kammerspiel, ein Drama im Weltraum, das dem Ringen der Figuren Rechnung trägt. Selbst David, der Michael gegenüber früh eine ablehnende Haltung einnimmt, mutiert nicht zu einem dieser typischen Hinter-mir-die-Sintflut-Arschlöcher, die in einer solchen Extremsituation oft rasend schnell in Zerstörungswahn verfallen. Die Option, den blinden Passagier als entbehrlichstes Glied in der Kette zu opfern, steht immer wieder im Raum. Einfach machen es sich Marina und ihre Kollegen aber nicht. Zweifel, Gewissensbisse und die Hoffnung, doch noch einen anderen Ausweg zu finden, sind ständige Begleiter.
 
Auch wenn die Astronauten und ihre Hintergründe nicht übermäßig komplex entworfen sind, werden sie dank der guten Darstellerleistungen plastisch genug, um ihrem Schicksal gebannt zu folgen. Vor allem dann, wenn es nach vielen, eine klaustrophobische Stimmung erzeugenden Szenen aus dem Inneren des Shuttles nach draußen geht, hält man den Atem an und drückt ordentlich die Daumen. Optisch brennt „Stowaway – Blinder Passagier“ sicherlich kein Feuerwerk ab.
 
Die Passagen vor der Kulisse des Alls können sich allerdings absolut sehen lassen. Erfreulich ist auch, dass sich der Regisseur und seine Szenenbildabteilung der gerade in vielen US-Filmen gerne verwendeten schicken, Apple-artigen Gestaltung von Raumschiffen verweigern. Das Gefährt, in dem Marina und ihre kleine Crew unterwegs sind, erscheint mit seinen engen Gängen und seinen zweckdienlichen, nicht sehr eleganten Apparaturen und Bedienelementen erfrischend authentisch. Punktabzüge gibt es hingegen für das etwas zu abrupte Ende, dessen emotionale Kraft man noch stärker hätte vorbauen können. Der Eindruck, dass die Handlung nicht vollständig auserzählt ist, lässt sich irgendwie nicht abschütteln.
 
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Fazit
 
Das auf das Dilemma der Protagonisten und ihre Diskussionen fokussierte Science-Fiction-Drama reißt keine Bäume aus, dreht aber still und leise an der Spannungsschraube und sichert sich geschickt die Aufmerksamkeit des Zuschauers.
 
 
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