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*** The Batman ***

 
dfdh kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Nach zehn Spielfilmen mit dem maskierten Rächer, kann die neueste Verfilmung da wirklich noch etwas Neues bieten?
 
It’s a big city. I can’t be everywhere.
 
Milliardenerbe, früh verwaist, zieht nachts mit jeder Menge High-Tech ausgerüstet los um seine Heimatstadt vom Verbrechen zu befreien und so weiter und so fort. Ich erspare uns allen hier den üblichen Überblick über die Handlung. Diesmal ist Batman, … Verzeihung, der Batman auf der Jagd nach dem „Riddler“. Aber der Pinguin und andere Schurken treiben sich auch in Gotham herum …
 
Die älteste Batman-Verfilmung ist eine Serie von Kurzfilmen aus dem Jahr 1943. Mehr als zwanzig Jahre später kam die Fernsehserie und ein Spielfilm mit Adam West. 1989 und 1992 durfte Michael Keaton unter der Regie von Tim Burton Verbrecher jagen. 1995 haben Val Kilmer und 1997 George Clooney unter der Regie von Joel Schumacher die völlig falsche Richtung eingeschlagen. Christopher Nolan hat ab 2005 in drei Filmen mit Christian Bale gezeigt, was dieses Franchise für Möglichkeiten bietet. Ben Affleck war unter Zack Snyders Regie nicht so schlecht wie viele meinen, aber auch nicht so gut wie Affleck und Snyder denken.
 
Was hat Robert Pattinson also unter der Regie von Matt Reeves zu bieten? Zunächst einmal zeigt Reeves großen Mut, eine neue Richtung einzuschlagen. Reeves hat zusammen mit Co-Autor Peter Craig (u.a. „Mockingjay 1+2“ und „Bad Boys for Life“) eine etwas andere Geschichte geschrieben. Reeves hat seinen Figuren und Teilen seines Films einen etwas anderen Look verpasst. Und er hat das Genre verlassen, um einen etwas anderen Film zu drehen. Diese Entscheidungen waren mutig, wurden aber nicht alle gleich gut umgesetzt.
 
 
Zunächst das Positive zur Geschichte: Reeves war klug genug, nicht schon wieder Batmans Origin-Story zu erzählen. Er erinnerte sich daran, dass Batman ja ursprünglich mal vor allem Detektiv war und gar kein Superheld. Und so bekommen wir hier einen Detektiv und keinen Superhelden bei der Arbeit gezeigt. Leider ist die Krimihandlung von höchstens mittlerer Qualität. Und sie wird nicht besonders gut erzählt. Vor allem wird die Krimihandlung leider nicht besonders filmisch erzählt.
 
Seit Jahren möchte ich Filmemachern immer wieder den Leitspruch „Show! Don’t tell!“ ins Stammbuch schreiben. Film ist ein visuelles Medium. Also sollte die Geschichte vor allem in Bildern erzählt und nicht hauptsächlich von den Protagonisten erklärt werden. Wenn einem Filmemacher Zweihundert Millionen Dollar und die Infrastruktur und die Möglichkeiten eines großen Studios zur Verfügung standen, ist es tragisch, wenn wir dann eine Art illustriertes Hörspiel geboten bekommen.
 
Im Fall von „The Batman“ wiegt diese Sünde umso schwerer, weil der Film tatsächlich 177 Minuten lang ist. Mindestens zwei dieser beinahe drei Stunden bestehen nur aus Dialog. Dieser Dialog ist selten originell, niemals witzig und dient fast ausschließlich dazu, uns die nicht eben komplizierte Handlung zu erklären. Würde man „The Batman“ um eine gute Stunde kürzen, bekäme man einen sehr viel besseren und vor allem kurzweiligeren Film. Vielleicht erscheint ja irgendwann ein „Shortened Cut“ auf Blu-ray.
 
Es wird viel gesprochen in diesem Film. Ein Schwerverletzter wacht aus dem Koma auf und hält eine Rede. Ein Mordopfer ruft noch schnell eine Freundin an, damit der Dialog von Opfer und Mördern auf der Mailbox zu hören ist. Und wo viel gesprochen wird, wird auch viel Unsinn gesprochen. Polizeibeamte kennen den Batman nicht, obwohl die ganze Stadt über ihn spricht. Und jeder, aber auch wirklich jeder Gauner gibt ständig bereitwillig Auskunft über seine Gaunereien. Und dabei führen diese Dialoge meist nirgendwohin.
 
01 ©2021 Warner Bros Pictures02 ©2021 Warner Bros Pictures03 ©2021 Warner Bros Pictures05 ©2021 Warner Bros Pictures
 
Der Batman erfährt einiges über die Vergangenheit seiner Familie. Aber wozu, wenn sich durch diese neuen Erkenntnisse nichts ändert? Catwoman erzählt von ihrer Familiengeschichte. Aber auch die ist überflüssig, weil die Geschichte ohne den Stammbaum der Katzenfrau ebenso funktioniert hätte. Die Rätsel des „Riddler“ sind fast noch alberner und einfacher als die von Jim Carrey 1995. Ich finde ja auch, Rohrschachs Off-Kommentar war das Beste an „Watchmen“. Wenn aber der Batman diesen nun immer wieder nachahmt, ist das nicht nur überflüssig, sondern beinahe peinlich.
 
I am the shadows
 
Kommen wir zum Positiven, was den Look des Films betrifft. Reeves kennt seine Vorbilder. Die besten Bilder seines Films erinnern an knallharte amerikanische Krimis der siebziger Jahre. Nicht nur die Hochbahn von Gotham erinnert mehr als einmal an „The French Connection“. Die finsteren, unsicheren Straßen scheinen direkt aus „Ein Mann sieht rot“ zu stammen. Der Film hat teilweise einen sehr harten, realistischen Look. Des Batmans Ausrüstung und sogar sein Auto sehen aus, als könnte er sie tatsächlich selbst zusammengebaut haben.
 
Trotz der etwas lahmen Krimihandlung ist „The Batman“ vor allem ein Krimi. Für jedes andere Genre fehlt dem Film so einiges. Der Batman ist hier kein Superheld und bekämpft keine Superschurken, also haben wir keinen Superheldenfilm. Für einen Action-Film tut sich einfach zu wenig auf der Leinwand. Der Film hat vielleicht ein halbes Dutzend Actionszenen. Davon sind die meisten recht schnell vorbei. Und alle spielen sich im Dunkeln ab, sodass man kaum etwas sieht.
 
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Eine von zwei längeren Actionsequenzen ist eine Autoverfolgungsjagd. Die spielt ebenfalls im Dunkeln und ist auch noch furchtbar schlampig montiert. Kameraführung und Schnitt vermitteln zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl für den Raum des Geschehens. Wie breit ist diese Straße? Wo führt sie hin? Welches Fahrzeug befindet sich gerade wo? Nichts davon ist für den Betrachter erkennbar oder gar nachvollziehbar. Aber es kracht und knallt die ganze Zeit. Und dann sehen wir den Batman auch noch vor brennendem Hintergrund. Das muss reichen.
 
„The Batman“ fällt visuell sehr unausgewogen aus. Einigen großartigen Bildern und Szenen stehen viele Klischees gegenüber. Reeves Regie wirkt sehr uneinheitlich. Immer wieder fehlt es an originellen Ideen. Wenn eine Figur Dialog zu sprechen hat, muss sie immer in Nahaufnahme zu sehen sein. Anders funktioniert das bei Reeves nicht. Gerade im Vergleich mit den Filmen von Christopher Nolan wirkt das manchmal recht ungeschickt.
 
Erinnern wir uns an die großartige Szene in „The Dark Knight“, als Batman versuchte, den Joker im Polizeigewahrsam zu verhören. Der dunkle Ritter wirkte deplatziert im grellen Licht. Der Joker sprach abwechselnd eiskalt, überdreht und empathisch. Teile der Szene wirkten fast statisch, nur unterbrochen von den Reaktionen der Polizisten. Als Batman sich provozieren ließ, gerieten die Kamerabewegungen plötzlich mindestens so energetisch wie des Helden. Eine vergleichbare Szene in „The Batman“ zeigt uns zwei aufgeregte Männer, die einander in wechselnden Nahaufnahmen anschreien. Subtil ist das nicht.
 
Subtilität ist ohnehin nicht Reeves Stärke. Christopher Nolan ließ „Batman Begins“ mit einer der besten Schlussszenen aller Zeiten enden: eine kurze Bemerkung über einen bewaffneten Räuber, ein schneller Blick auf eine Spielkarte und Ende. Reeves hingegen lässt zwei Insassen des Arkham Asylum minutenlang miteinander konferieren und kann es sich nicht einmal verkneifen, das Grinsen des gar nicht mehr so „unbekannten Insassen“ tatsächlich zu zeigen. Das ist einfach nur plump.
 
Gotham loves a comeback-story
 
Plump führt Reeves auch seine Darsteller. Robert Pattinson hat in Filmen wie „Maps to the Stars” und „The Lighthouse” gezeigt, dass er nicht bloß ein glitzernder Vampir sein kann. Hier wirkt er im Kostüm des Dunklen Ritters meistens kompetent. Aber in den wenigen Szenen in Zivil wirkt er vor allem verloren und teilweise verwirrt.
 
Zoë Kravitz ist sicher nicht die größte Mimin ihrer Generation. Aber unter der richtigen Regie hat sie schon beachtliche Leistungen in Filmen wie „X-Men: Erste Entscheidung“ oder „Mad Max: Fury Road“ gezeigt. Ich will es so ausdrücken: Unter der Regie von Matt Reeves ist sie die siebtbeste Catwoman nach Anne Hathaway, Michelle Pfeiffer, Julie Newmar, Lee Meriwether, Eartha Kitt und Halle Berry.
 
Paul Dano war großartig in „Little Miss Sunshine“, beeindruckend in „There Will Be Blood“ und fantastisch in „Swiss Army Man“. Sein „Riddler“ wirkt leider nie wirklich bedrohlich. Jeffrey Wright war „Basqiat“ und später Felix Leiter in den Bond-Filmen mit Daniel Craig. Leider hatten die beiden Drehbuchautoren an Commissioner Gordon so wenig Interesse, das wir seine Figur hier überhaupt nicht kennenlernen.
 
Aus irgendeinem Grund hat man den großartigen Colin Farrell („Dumbo“, „Die Verführten“) unter der Maske und dem Fatsuit des Pinguins versteckt. Könner wie Peter Sarsgaard („Jarhead“) und John Turturro („The Big Lebowski“) spielen generische Nebenrollen.
 
Fazit
 
Ein teilweise großartiger Look, ein paar mutige Entscheidungen und eine kompetente Besetzung können nicht über die eklatanten Schwächen des Drehbuchs und der Regie hinwegtäuschen. Vielleicht sollte man für die unvermeidlichen Fortsetzungen einen anderen Autor und Regisseur suchen.
 
 
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