Wie Kurosawa „Silence“ mutet an, als hätte sich Martin Scorsese vor Akira Kurosawa verbeugen wollen. Er hat einen kraftvollen, ruhigen, fast schon stillen Film abgeliefert, der dadurch aber umso wirkungsvoller ist. Das gilt insbesondere, weil er aus zweierlei Perspektive heraus gesehen und verstanden werden kann.
Oberflächlich betrachtet mag „Silence“ wie ein Film anmuten, der den Glauben propagiert, aber tatsächlich steckt weit mehr in diesem fast dreistündigen Epos. Denn es geht nicht nur um den Glauben, sondern auch um den Zweifel, der angesichts von Ereignissen, die Gott doch einfach nicht zulassen kann, ins Schwanken gerät. Das ist die emotionale, von Andrew Garfield mit gütigen Augen gespielte Reise des Paters Rodrigues – und es ist ambivalent gestaltet.
Weil er ein Mann ist, der in seinem Glauben gefestigt ist, der sich aber auch fragen muss, ob sein eigener Wunsch, wie Jesus zu leiden, nicht aus Hochmut geboren ist, während er andere leiden lässt, wo er sie doch durch einen simplen Akt retten könnte. Denn Christen werden gezwungen, mit einem Fuß auf ein Heiligenbild zu treten und so ihrem Gott abzuschwören. Das sind starke und mächtige Szenen, die Scorsese hier erschafft. Vor allem, weil es im Grunde um nichts geht.